Schlüssel zu den Hypericaceae – Johanniskrautgewächsen in Deutschland und Österreich (Jürgen Klotz)

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Hinweis: Dieser Schlüssel ist mit dem Autornamen gekennzeichnet und die Mitarbeit ist auf Jürgen Klotz beschränkt. Auf der Diskussionsseite sind Kritik und Verbesserungsvorschläge willkommen! Direkte Verbesserungen und Illustrationen sind insbesondere in der frei veränderlichen Version in offener Zusammenarbeit erwünscht: Hypericaceae, Hypericum.
Diese Arbeit ist eine Originalarbeit, die erstmalig hier publiziert ist.
Zitiervorschlag: Klotz, Jürgen 2015. Schlüssel zu den Hypericaceae – Johanniskrautgewächsen in Deutschland und Österreich. http:/​/​offene-naturfuehrer.​de/​wiki/​Schlüssel_​zu_​den_​Hypericaceae_​–_​Johanniskrautgewächsen_​in_​Deutschland_​und_​Österreich_​(Jürgen_​Klotz)

Die Familie Hypericaceae Juss. (Johanniskrautgewächse, Malpighiales) ist in Deutschland und Österreich nur mit einer Gattung vertreten:
 →  Johanniskraut    Hypericum


Hypericum (Johanniskraut, Hartheu; Hypericaceae)
Von: Jürgen Klotz
Geographischer Geltungsbereich: Deutschland und Österreich — Mitarbeit begrenzt auf: Jürgen Klotz
1
Blätter, Kelch und Krone ohne schwarze Drüsenpunkte, Stängel verholzt, (halb)strauchig, Blätter (fast) sitzend, 5–10 cm lang, ledrig, wintergrün, Staubblätter zu 5 Bündeln verwachsen, Frucht eine fleischige, beerenartige Kapsel. 
 Großblütiges Johanniskraut (Kelch-Johanniskraut)  –  Hypericum calycinum L.
Kapsel behaart, Höhe 5–20 cm, Blüte Juli–August.
Häufige Zierpflanze (Heimat nordöstliches Mittelmeergebiet), selten in Siedlungsnähe verwildert (in Kultur mehrere ähnliche, strauchförmige Arten).
1*
Blätter, Kelch und Krone mit schwarze Drüsenpunkte, Stängel unten oft ziemlich holzig, aber im Winter bis zum Boden absterbend (Stauden), Blätter sitzend oder kurz gestielt, unter 5 cm lang, zart oder derb, aber nicht ledrig, sommergrün (teilweise lange haftend, nur H. pulchrum wintergrün), Staubblätter zu 3 Bündeln verwachsen, Frucht eine trockene Kapsel.   ► 2
2
Stängel liegend oder aufsteigend, zart, oft nur um 0,5 mm dick, am Grund oft wurzelnd, Blüten unter 1 cm breit, Pflanzen höchstens 30 cm hoch   ► 3
2*
Stängel steif aufrecht, derb, nicht wurzelnd, Blüten meist über 1 cm breit, Pflanzen meist über 30 cm hoch (nur H. majus und H. elegans oft kleiner)   ► 4
3
Pflanze behaart, Stängel stielrund, Blätter eiförmig, Basis seicht herzförmig, angedeutet stängelumfassend, Kelchblätter gleich groß, eiförmig, am Rand rotdrüsig gefranst, Kronblätter zitronengelb, deutlich länger als die Kelchblätter. 
 Sumpf-Johanniskraut  –  Hypericum elodes L.
Höhe (Länge) 10–30 cm, Blüte August–September.
Nasse bis moorige, nährstoffarme Ränder von Heidetümpeln und Schlenken.
3*
Pflanze kahl, Stängel fadenförmig, fast 2-kantig, Blätter elliptisch bis breit lanzettlich, Basis keilförmig, Kelchblätter ungleich groß, länglich, ganzrandig, mit schwarzen Drüsenpunkten, Kronblätter hell- bis weißlichgelb, nur wenig länger als die Kelchblätter. 
 Liegendes Johanniskraut  –  Hypericum humifusum L.
Staubblätter 15–20, Höhe (Länge) 5–15(–20) cm, Blüte (Mai–)Juni–Oktober.
Krumenfeuchte, sandige bis lehmige Äcker, feuchte (Wald-)Wege, Waldschläge, Ufer, lückige bodensauere Magerrasen, kalkmeidend.
4
Kelchblätter am Rand mit 1–2 mm langen, drüsenlosen Fransen, Hochblätter gefranst. 
 Bart-Johanniskraut  –  Hypericum barbatum Jacq.
Pflanze kahl, Blätter eilänglich bis eilanzettlich, mir schwarzen Drüsenpunkten, Kelchblätter eilanzettlich, mit zahlreichen schwarzen Drüsenpunkten, Kronblätter goldgelb, teilweise schwarz punktiert, Höhe 20–50(–70) cm, Blüte Mai–Juni.
Trockenwarme Wiesen, Säume, Waldschläge; sehr selten, nur östliches Österreich.
4*
Kelchblätter am Rand ohne drüsenlose Fransen, Hochblätter nicht gefranst   ► 5
5
Stängel stielrund, wie die Blätter (dicht) weichhaarig, Blüten in langer Rispe, Krone blass- bis hellgelb. 
 Behaartes Johanniskraut  –  Hypericum hirsutum L.
Blätter sitzend bis kurz gestielt, schmal elliptisch bis breit lanzettlich,, durchscheinend punktiert, unterseits blaugrün, Kelchblätter länglich bis lanzettlich, Höhe 40–100 cm, Blüte Juli–August.
Frische, nährstoffreiche Waldschläge und -säume, Eichenmischwälder, kalkhold.
5*
Stängel kantig oder stielrund, wie die Blätter kahl, Blüten meist in gedrungener bis fast schirmförmiger oder pyramidaler Rispe, Krone blass- bis sattgelb   ► 6
6
Kelchblätter ganzrandig, höchstens mit vereinzelten Drüsen   ► 7
6*
Kelchblätter drüsig gesägt oder drüsig gewimpert   ► 11
7
Stängel 2-kantig, markig, oft dicht 4-zeilig beblättert, Kelchblätter lanzettlich bis pfriemlich, sehr spitz, ganzrandig, 2 mal so lang wie der Fruchtknoten, Blüten (8–)20–35 mm breit. 
  ▼▼ a  –   Echtes Johanniskraut (Tüpfel-Johanniskraut, Gemeines Hartheu)  –  Hypericum perforatum L.
Blätter elliptisch bis fast linealisch, durchscheinend punktiert Höhe 15–60(–80) cm, Blüte Juni–August.
Xerothermrasen, Silikatmagerrasen, Heiden, frische bis trockene Ruderalflächen, Wegränder, Böschungen, Bahngelände, Brachen, Gebüsch- und Waldränder, Waldlichtungen und -schläge.
a
Blätter bis auf die obersten kurz gestielt, Blätter 2–3 mal, an Trockenstandorten bis 5 mal so lang wie breit, meist über 1 cm lang, nicht starr, nicht umgerollt, Blüten 20–35 mm breit, Kelchblätter 4–7 mm lang und 1–1,5(–2,5) mm breit, Drüsen auf der Kronblatt-Oberfläche schwarz und mindestens einige bleich. 
  H. perforatum L. subsp. perforatum
(Identisch mit Beschreibung der Art.)
Wie Art, sehr häufig.
a*
Blätter alle sitzend, mindestens am Hauptstängel, Blätter meist 5–9 mal so lang wie breit, wenn nur 2,5–4 mal so breit, dann nur 5–10 mm lang, dicht stehend, starr, nach unten umgerollt, Blüten 8–24 mm breit, Kelchblätter 3–4 mm lang und 1 mm breit, Drüsen auf der Kronblatt-Oberfläche meist alle bleich. 
  H. perforatum subsp. veronense (Schrank) Ces.
(Beschreibung wie Art.)
(Halb-)Trockenrasen, trockene Ruderalstellen, selten (nur adventiv?).
7*
Stängel wenigstens an den unteren Internodien 4-kantig oder 4-flügelig, (teilweise) hohl, meist locker beblättert (nicht auffällig 4-zeilig), Kelchblätter 1–1,5 mal so lang wie der Fruchtknoten, gezähnelt oder ganzrandig, Blüten 9–30 mm breit   ► 8
8
Stängel 4-flügelig, Pflanze mit fädlichen, unterirdischen Ausläufern, Blätter dicht durchscheinend fein punktiert, halb stängelumfassend, Kelchblätter schmal lanzettlich bis pfriemlich, scharf zugespitzt, ungezähnelt, Kronblätter 5–7,5 mm lang, hellgelb, ohne oder nur am Rand mit 1–2(–4) schwarzen Drüsenpunkten, Staubblätter 30–40. 
 Flügel Johanniskraut  –  Hypericum tetrapterum L.
(= Hypericum acutum Moench, Hypericum quadrangulum L.)
Höhe 30–60(–80) cm, Blüte Juli–August.
Nährstoffreiche, nasse, zeitweise überflutete Ufer, wechselnasse Gräben, Bäche, Quellfluren, Staudenfluren, Röhrichte.
8*
Stängel im unteren Teil 4-kantig (mit 2 fast gleich starken Paaren von Kantenleisten), oft nur undeutlich (besonders im oberen Teil, dann ein Paar von Kanten deutlich), Pflanze ohne unterirdische Ausläufer, Kelchblätter lanzettlich bis elliptisch, spitz, an der Spitze ausgebissen gezähnelt, oder stumpflich, Kronblätter über 8 mm oder nur 3,5–6 mm lang, blass- oder goldgelb, mit oder ohne Drüsenpunkte, Staubblätter 80–100 oder nur 12–21   ► 9
9
Stängel zierlich, nur im oberen Viertel spärlich verzweigt, ohne nicht blühende Seitentriebe, Blätter dicht durchscheinend punktiert, lanzettlich, schmal elliptisch bis länglich, (10–)15–30(–45) mm lang und (2–)4–12 mm breit, nicht drüsig punktiert, Kelchblätter (ei)lanzettlich, spitz, Kronblätter 3,5–6 mm lang, blassgelb, ohne Drüsenpunkte, Staubblätter 12–21. 
(= Hypericum canadense var. majus A. Gray)
Blätter 5-nervig, Kelchblätter 5 mm lang, Höhe (10–)15–30 cm, Blüte Juli–August.
Sandig-lehmige, verdichtete, wechselnasse Ruderalfluren, trockenliegende Teichböden, nasse Kiesgruben; nur N-Oberpfalz, Brandenburg; eingebürgerter Neophyt (1949; Heimat N-Amerika).
9*
Stängel kräftig, bis unter die Mitte reich verzweigt, unter dem Blütenstand oft mit zahlreichen nicht blühenden Seitentrieben, Blätter durchscheinend punktiert oder nicht, eiförmig bis länglich oder elliptisch, 10–40 mm lang und 6–19 mm breit, am Rand schwarz punktiert, Kelchblätter eiförmig bis lanzettlich, stumpf bis spitz, Kronblätter 8–14 mm lang, goldgelb, mit schwarzen Drüsenpunkten, Staubblätter 80–100   ► 10
10
Stängel unten nur schwach 4-kantig (mit 2 stärkeren und 2 schwächeren Kantenleisten), oben nur 2-kantig, reich verzweigt, Kelchblätter lineal-lanzettlich, spitz oder in eine lange Spitze ausgezogen, diese drüsenlos fein gezähnelt, Kronblätter 10–14 mm lang, randlich spärlich schwarz punktiert. 
 Des-Etang-Johanniskraut  –  Hypericum ×desetangsii Lamotte
(= Hypericum maculatum subsp. obtusiusculum × H. perforatum)
Höhe 20–80(–100) cm, Blüte Juli–August.
Feuchtwiesen, Moorwiesen, Staudenfluren, Bachufer, feuchte Waldsäume.
10
Stängel unten mit 4 fast gleich starken Kantenleisten, spärlich bis reich verzweigt, Kelchblätter eiförmig bis länglich, wenn kurz zugespitzt, dann Spitze gezähnelt, Kronblätter 9–12(–14) mm lang, meist randlich und auf der Fläche schwarz punktiert. 
  ▼▼ a  –   Kanten-Johanniskraut (Geflecktes Johanniskraut)  –  Hypericum maculatum Crantz
(= Hypericum quadrangulum auct.)
Höhe 20–100 cm, Blüte Juli–August.
Silikatmagerrasen, frische bis feuchte Wiesen, Staudenfluren, Waldsäume und -schläge.
a
Kelchblätter elliptisch, stumpf bis abgerundet, höchstens etwas spitzlich, ganzrandig, Blüten 20–25 mm breit, Kronblätter auf der Fläche meist dunkeldrüsig, am Rand meist ohne schwarze Drüsenpunkte, Blütenstand dicht, Blätter dicht netznervig, Stängel zumindest unten deutlich 4-kantig. 
 Echtes Kanten-Johanniskraut  –  H. maculatum Crantz subsp. maculatum
Höhe 20–60 cm.
Silikatmagerrasen, Bergwiesen (besonders Borstgrasrasen), Waldsäume, kalkmeidend.
a*
Kelchblätter meist spitz bis zugespitzt, Spitze fein gezähnelt, Blüten 25–30 mm breit, Kronblätter auf der Fläche und am Rand hell- und dunkeldrüsig, Blütenstand locker verzweigt, Blätter locker netznervig, Stängel oft undeutlich 4-kantig (bildet schwierigen Formenschwarm mit H. ×desetangsii). 
 Stumpfes Kanten-Johanniskraut  –  H. maculatum Crantz subsp. obtusiusculum (Tourlet) Hayek
(= Hypericum dubium Leers, Hypericum erosum (Schinz) O. Schwarz)
Höhe 30–100 cm.
Feuchte bis nasse, lehmige bis tonige Staudenfluren, Feuchtwiesen, Ufergebüsche, Waldsäume.
11 (6)
Blätter am Rand ohne schwarze Drüsenpunkte, herz-eiförmig bis abgerundet dreieckig, sitzend, Spitze abgerundet, unterseits graugrün, wintergrün, Kelchblätter verkehrt eiförmig, sehr stumpf, mit kurz gestielten oder sitzenden schwarzen Drüsen, Kronblätter goldgelb, oft rot überlaufen. 
 Schönes Johanniskraut (Heide-Johanniskraut)  –  Hypericum pulchrum L.
Blätter oberseits dunkelgrün, Blütenstand schmal, Höhe 30–60 cm, Blüte Juli–September.
Nährstoffarme, frische bis mäßig trockene Eichen-Birken- und Eichen-Buchen-Wälder, Besenginstergebüsche, Säume von Zwergstrauchheiden, kalkmeidend.
11*
Blattrand mit schwarzen Drüsenpunkten, eiförmig oder lanzettlich, halb stängelumfassend, stumpf oder spitz, unterseits hellgrün oder blaugrün, sommergrün, Kelchblätter spitz, mit Stieldrüsen, Kronblätter hellgelb oder goldgelb, nicht rot überlaufen   ► 12
12
Untere Blätter kürzer als die Stängelglieder, eiförmig, am Rand flach, Stängel stielrund, Blütenstand wenigblütig, etwas kopfig gedrängt, Kronblätter hellgelb. 
 Berg-Johanniskraut  –  Hypericum montanum L.
Blätter oberseits dunkelgrün, Höhe (30–)40–80 cm, Blüte Juni–August.
Lehmige, mäßig nährstoffreiche und trockene Säume, Gebüsche, wärmeliebende Eichenmischwälder und deren Lichtungen, kalkhold.
12*
Alle Blätter wenigstens so lang wie die Stängelglieder, länglich-lanzettlich, am Rand umgerollt, Stängel wenigstens oben 2-kantig, Blütenstand reichblütig, locker, Kronblätter hell goldgelb. 
 Zierliches Johanniskraut (Schmuck-Johanniskraut)  –  Hypericum elegans Willd.
Höhe 15–30(–45) cm, Blüte Juni–Juli.
Kontinentale (Halb-)Trockenrasen, Trockengebüschsäume, kalkstet.
Quelle: Offene Naturführer, Das Wiki zu Bestimmungsfragen: Schlüssel zu den Hypericaceae – Johanniskrautgewächsen in Deutschland und Österreich (Jürgen Klotz) (Zuletzt geändert:
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29 Februar 2016 11:12:10). Abgerufen am 18. Dezember 2024, 07:07 von https://offene-naturfuehrer.de/web/Schlüssel_zu_den_Hypericaceae_–_Johanniskrautgewächsen_in_Deutschland_und_Österreich_(Jürgen_Klotz)