Die Gattung Bistorta (Rolf Wißkirchen): Unterschied zwischen den Versionen
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Die Blüten des Schlangenknöterichs sind vormännlich, d.h. es treten zuerst die männlichen Organe, die Staubgefäße hervor. Dies geschieht derart, dass zunächst die drei Staubgefäße des inneren Keises herauswachsen (die Blüte bleibt dabei noch fast geschlossen). Deren Staubbeutel sind nach außen gerichtet (extrors). Wenig später treten dann die fünf Staubgefäße des äußeren Kreis heraus. Deren Staubbeutel sind nach innen gerichtet (intrors). Gleichzeitig damit öffnen sich die seitlichen Blütenblätter des äußeren Kreises (T1, T2), indem sie zur Seite spreizen, während die inneren Blütenhüllblätter sich weiterhin nur ganz wenig öffnen. Die Blüten sind also nicht radiärsymmetrisch becherförmig (wie oft abgebildet), sondern öffnen sich in dorsiventraler Weise. Beim genauen Hinschauhen sieht man, dass die Blüte in der Anthese sogar monosymmetrisch ausgebildet ist, denn das Übergangstepalum versucht, beide Verhaltensweisen gleichzeitig auszuüben (der T3-Anteil versucht sich abzuspreizen). Wenn alle Staubgefäße schließlich entleert sind, beginnen die Griffel, sich weit über die Blüte hinaus zu strecken. Erfolgt dann Befruchtung (Bienen, Schmetterlinge), dann winkelt sich der Blütenstängel steil nach oben eng an die Hauptachse an, während gleichzeitig die 2. Blüte des Wickels sich entwickelt (in gleicher Weise wie beschrieben). Es entstehen im Blütenstand so zwei Sphären, die stets äußere Blühsphäre und die innere Fruchtbildungssphäre. Im unteren Teil der Blüte kommt oft noch eine dritte Blüte zur Entwicklung (selten eine vierte), während im oberen Teil z.T. die Wickel nur eine einzige Blüte hervorbringen. Der ganze Vorgang verläuft innnerhalb der Scheinähre weitgehend synchron, d.h. es findet keine Blühwelle von unten nach oben (akropetal) statt, sondern von innen nach außen (zentrifugal. Dabei wird die Ähre immer dicker und unregelmäßiger. Sie wirkt dann teilweise aufgeplustert in ihrem Erscheinungsbild. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass einzelne Blüten unbestäubt bleiben und ausfallen, wobei dann Lücken im dichten Gefüge entstehen. Dieses Verhalten charakterisiert die Hauptblütezeit des Schlangenknöterichs im Juni (Bergland). Im Sommer treten bei Nachblühern Unregelmäßigkeiten auf. Die hier gezeigten Bilder zeigen die Sequenz der ersten Blühwelle. Beim Knöllchenknöterich verläuft die Blütenentwicklung im Prinzip ähnlich, aber es werden so gut nie Früchte gebildet. Vegetativ gebildete Bubillen (Brutknöllchen) im unteren Teil der Ähre übernehmen die Funktion der Früchte. | Die Blüten des Schlangenknöterichs sind vormännlich, d.h. es treten zuerst die männlichen Organe, die Staubgefäße hervor. Dies geschieht derart, dass zunächst die drei Staubgefäße des inneren Keises herauswachsen (die Blüte bleibt dabei noch fast geschlossen). Deren Staubbeutel sind nach außen gerichtet (extrors). Wenig später treten dann die fünf Staubgefäße des äußeren Kreis heraus. Deren Staubbeutel sind nach innen gerichtet (intrors). Gleichzeitig damit öffnen sich die seitlichen Blütenblätter des äußeren Kreises (T1, T2), indem sie zur Seite spreizen, während die inneren Blütenhüllblätter sich weiterhin nur ganz wenig öffnen. Die Blüten sind also nicht radiärsymmetrisch becherförmig (wie oft abgebildet), sondern öffnen sich in dorsiventraler Weise. Beim genauen Hinschauhen sieht man, dass die Blüte in der Anthese sogar monosymmetrisch ausgebildet ist, denn das Übergangstepalum versucht, beide Verhaltensweisen gleichzeitig auszuüben (der T3-Anteil versucht sich abzuspreizen). Wenn alle Staubgefäße schließlich entleert sind, beginnen die Griffel, sich weit über die Blüte hinaus zu strecken. Erfolgt dann Befruchtung (Bienen, Schmetterlinge), dann winkelt sich der Blütenstängel steil nach oben eng an die Hauptachse an, während gleichzeitig die 2. Blüte des Wickels sich entwickelt (in gleicher Weise wie beschrieben). Es entstehen im Blütenstand so zwei Sphären, die stets äußere Blühsphäre und die innere Fruchtbildungssphäre. Im unteren Teil der Blüte kommt oft noch eine dritte Blüte zur Entwicklung (selten eine vierte), während im oberen Teil z.T. die Wickel nur eine einzige Blüte hervorbringen. Der ganze Vorgang verläuft innnerhalb der Scheinähre weitgehend synchron, d.h. es findet keine Blühwelle von unten nach oben (akropetal) statt, sondern von innen nach außen (zentrifugal. Dabei wird die Ähre immer dicker und unregelmäßiger. Sie wirkt dann teilweise aufgeplustert in ihrem Erscheinungsbild. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass einzelne Blüten unbestäubt bleiben und ausfallen, wobei dann Lücken im dichten Gefüge entstehen. Dieses Verhalten charakterisiert die Hauptblütezeit des Schlangenknöterichs im Juni (Bergland). Im Sommer treten bei Nachblühern Unregelmäßigkeiten auf. Die hier gezeigten Bilder zeigen die Sequenz der ersten Blühwelle. Beim Knöllchenknöterich verläuft die Blütenentwicklung im Prinzip ähnlich, aber es werden so gut nie Früchte gebildet. Vegetativ gebildete Bubillen (Brutknöllchen) im unteren Teil der Ähre übernehmen die Funktion der Früchte. |
Version vom 17. April 2011, 02:26 Uhr
Hinweis: | Dieser Schlüssel ist mit dem Autornamen gekennzeichnet und die Mitarbeit ist auf Rolf Wißkirchen beschränkt. Auf der Diskussionsseite sind Kritik und Verbesserungsvorschläge willkommen! Diese Arbeit ist eine Originalarbeit, die erstmalig hier publiziert ist. |
Zitiervorschlag: | Teil von: Wißkirchen, Rolf 2011. Polygonaceae – Bestimmungsschlüssel für die in Deutschland und angrenzenden Regionen wachsenden Knöterichgewächse. http://offene-naturfuehrer.de/wiki/Polygonaceae_-_Bestimmungsschlüssel_für_die_in_Deutschland_und_angrenzenden_Regionen_wachsenden_Knöterichgewächse_(Rolf_Wißkirchen) |
Bistorta Mill. (Wiesenknöterich, Knöterich) ist eine mittelgroße Gattung mit ca. 25 Arten aus der gleichen zentralasiatischen Ursprungsregion wie Aconogonon mit Schwerpunkt im Himalaya. Die Gattung ist leicht kenntlich durch die aufrechten, meist unverzweigten, dichtährigen Blütenstände („Lampenputzer“). Überwiegend sind es Stauden, aber es gibt auch verholzende Zwergsträucher (Bistorta vaccinifolia). Ähnlich wie bei Aconogonon werden eine ganze Reihe von Arten als Zierpflanzen in Gärten kultiviert, darunter der im jedem Gartencenter angebotene Teppich-Knöterich Bistorta affinis. Auch der hochwüchsige Kerzen-Knöterich Bistorta amplexicaulis ist in vielen Sorten sehr beliebt. Über Einbürgerungstendenzen ist bislang so gut wie nichts bekannt. – Im Bezugsgebiet (Deutschland und angrenzende Regionen) 2 Arten
Schlüssel
Bistorta officinalis Delarbre
Synonyme:
- Polygonum bistorta L.
- Persicaria bistorta (L.) Samp.
Schlangen-Wiesenknöterich, Schlangen-Knöterich
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Über das Blühen des Schlangenknöterichs:
Die Blüten des Schlangenknöterichs sind vormännlich, d.h. es treten zuerst die männlichen Organe, die Staubgefäße hervor. Dies geschieht derart, dass zunächst die drei Staubgefäße des inneren Keises herauswachsen (die Blüte bleibt dabei noch fast geschlossen). Deren Staubbeutel sind nach außen gerichtet (extrors). Wenig später treten dann die fünf Staubgefäße des äußeren Kreis heraus. Deren Staubbeutel sind nach innen gerichtet (intrors). Gleichzeitig damit öffnen sich die seitlichen Blütenblätter des äußeren Kreises (T1, T2), indem sie zur Seite spreizen, während die inneren Blütenhüllblätter sich weiterhin nur ganz wenig öffnen. Die Blüten sind also nicht radiärsymmetrisch becherförmig (wie oft abgebildet), sondern öffnen sich in dorsiventraler Weise. Beim genauen Hinschauhen sieht man, dass die Blüte in der Anthese sogar monosymmetrisch ausgebildet ist, denn das Übergangstepalum versucht, beide Verhaltensweisen gleichzeitig auszuüben (der T3-Anteil versucht sich abzuspreizen). Wenn alle Staubgefäße schließlich entleert sind, beginnen die Griffel, sich weit über die Blüte hinaus zu strecken. Erfolgt dann Befruchtung (Bienen, Schmetterlinge), dann winkelt sich der Blütenstängel steil nach oben eng an die Hauptachse an, während gleichzeitig die 2. Blüte des Wickels sich entwickelt (in gleicher Weise wie beschrieben). Es entstehen im Blütenstand so zwei Sphären, die stets äußere Blühsphäre und die innere Fruchtbildungssphäre. Im unteren Teil der Blüte kommt oft noch eine dritte Blüte zur Entwicklung (selten eine vierte), während im oberen Teil z.T. die Wickel nur eine einzige Blüte hervorbringen. Der ganze Vorgang verläuft innnerhalb der Scheinähre weitgehend synchron, d.h. es findet keine Blühwelle von unten nach oben (akropetal) statt, sondern von innen nach außen (zentrifugal. Dabei wird die Ähre immer dicker und unregelmäßiger. Sie wirkt dann teilweise aufgeplustert in ihrem Erscheinungsbild. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass einzelne Blüten unbestäubt bleiben und ausfallen, wobei dann Lücken im dichten Gefüge entstehen. Dieses Verhalten charakterisiert die Hauptblütezeit des Schlangenknöterichs im Juni (Bergland). Im Sommer treten bei Nachblühern Unregelmäßigkeiten auf. Die hier gezeigten Bilder zeigen die Sequenz der ersten Blühwelle. Beim Knöllchenknöterich verläuft die Blütenentwicklung im Prinzip ähnlich, aber es werden so gut nie Früchte gebildet. Vegetativ gebildete Bubillen (Brutknöllchen) im unteren Teil der Ähre übernehmen die Funktion der Früchte.
Bistorta vivipara (L.) Delarbre
Synonyme:
- Polygonum viviparum L.
- Persicaria vivipara (L.) Ronse Decr.
Knöllchen-Wiesenknöterich, Knöllchen-Knöterich
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