Artemisia vulgaris L., der Gemeiner Beifuß gehört zur Familie der Asteraceae oder Compositae (Korbblütengewächse). Der englische Name ist Mugwort. EPPO-Code ARTVU.
Der Gemeine Beifuß ist in Europa einschließlich des Mittelmeerraums und in Asien beheimatet. In Deutschland tritt er überall auf. Nach Nordamerika wurde er verschleppt, ebenso nach Australien und Neuseeland, wo er aber nur wenig vorkommt. Im Norden wächst er bis zum Polarkreis und auch etwas darüber hinaus. Er ist eine häufige Pflanze an Wegrändern, auf Brachflächen und Schutthalden, vor allem, wenn es stickstoffhaltige Böden sind. Als ein altes Heil- und Gewürzkraut ist er kein Unkraut, sondern Kulturpflanze, wird hier aber als Vergleich zur Beifuß-Ambrosie beschrieben.
Die mehrjährige Pflanze wird über 2 m hoch. Die Wurzel ist verholzt. Der Stängel kann rötlich gefärbt sein. Die dunkelgrünen, spitz auslaufenden, gefiederten Blätter sind auf der Oberseite leicht glänzend, auf der Unterseite jedoch filzig behaart und haben dadurch eine silbergraue Farbe. Die Blütenkörbe sind mit 5 mm Länge recht klein, fallen aber durch ihre große Anzahl und die silbergraue Behaarung auf. Die Körbe enthalten nur wenige Röhrenblüten, die gelblich oder purpurrot sein können.
Es gibt weltweit insgesamt 250 Arten der Gattung Artemisia, davon in Mitteleuropa mehr als ein Dutzend. Sie alle zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Bitterstoffen und ätherischen Ölen aus. Der Gemeine Beifuß enthält Terpene und Terpenderivate, unter anderem das Thujon, das auch in Wermut (Artemisia absinthia) vorhanden ist, der dem berühmten Absinth Namen und Gehaltsstoffe liefert. Thujon wird allgemein für gesundheitsschädlich gehalten.
Beifußpollen kann Allergien hervorrufen. Im Juli beginnt in der Regel dessen Pollenflug, der je nach Wetter und Breitengrad Mitte August seinen Höhepunkt erreicht, aber bis in den September hinein dauert.
Mit den oberirdischen Pflanzenteilen des Beifuß wurde früher viel gewürzt, obwohl er verglichen mit dem Wermut nur leicht aromatisch ist. Der englische Name ‚Mother of Herbs‘ weist auf seine Verbreitung hin. Die Wurzeln wurden in der Medizin verwendet: Artemisiae radix. Auch in der Naturheilkunde und in der chinesischen Medizin wird er verwendet, sogar als Aphrodisiakum. Der deutsche Name kommt eventuell von seiner Verwendung als Schuheinlage, die den strapazierten Füßen gut tun sollte. Der lateinische Gattungsname bezieht sich auf die jungfräuliche Göttin Artemis, die Göttin der Jagd. Eines ihrer Symbole war ein Kranz aus Artemisia absinthia. Da hatte sie immer ein Gewürz für den Braten dabei.
| Bei starkem Wind ist die silbrige Blattunterseite besonders gut sichtbar. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Im April ist die Pflanze noch klein. An den vertrockneten Stängeln vom Vorjahr sitzen Feuerwanzen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Im Mai beginnt er zu schossen; die Triebe sind erst 10 cm lang. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Pflanzen fallen aufgrund ihrer dunkelgrünen Farbe auf. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Zwei über 2 m hohe Pflanzen Anfang Juni noch vor der Blüte. (Bild: W. Wohlers) |
| Auf ungestörten Baustellen kann sie sich schnell ausbreiten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter sind ledrig und dunkelgrün. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Unterseite der Blätter ist silbrig grau, filzig behaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Blütenknospen. Die Blätter an der Triebspitze sind kaum gefiedert. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der kleine Blütenkorb setzt sich aus purpurroten Röhrenblüten zusammen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Einige Pflanzen haben gelbe Blüten, hier die Narbenäste und unreife Antheren. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die 5 mm langen Blütenkörbe enthalten nur wenige Blüten, aber produzieren viel Pollen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine reife Pflanze mit den beigefarbenen Samenkörben. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Aus dem reifen Samenkorb schauen die vertrockneten Blütchen heraus. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Samen sind länglich und 2 mm groß. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter färben sich zum Herbst orange, die Samenstände werden grau. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Im Oktober nach Regen sieht der Beifuß schwarzgrau aus. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Als Gewürz in Gin findet der Beifuß auch Verwendung. (Bild: W. Wohlers) |
| Alle Gewürze, darunter viele Unkräuter, sind bei diesem Gin auf der Flasche einzeln aufgeführt. (Bild: W. Wohlers) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. August 2020.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.
Fotos vom Pollen des Beifuß‘ siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank.