Campanula rapunculoides L., die Acker-Glockenblume, auch Rapunzelartige Glockenblume gehört zur Familie der Campanulaceae (Glockenblumengewächse). Die englischen Namen sind Creeping oder Rampion Bellflower, auch Purple Bell. EPPO-Code CMPRA.
Die Acker-Glockenblume ist in Europa und Asien bis nach Westsibirien heimisch. In Deutschland gibt es nur wenige Gebiete, wo sie nicht wächst. Nach Nordamerika wurde sie verschleppt und ist dort vor allem im Norden zu finden. In Skandinavien kommt sie bis zum 66sten Breitengrad vor, vereinzelt auch noch am Polarkreis. In Australien und Neuseeland ist sie nur wenig verbreitet. Sie gedeiht gut auf kalkreichen Standorten, ist aber eigentlich anspruchslos und verträgt gut Trockenheit. Sie wächst heute höchstens noch auf extensiv bewirtschafteten Äckern.
Die Acker-Glockenblume wanderte mit Beginn des Ackerbaus auf unsere Felder, wo sie heute keine Rolle mehr spielt. Man sieht sie aber in Gärten als Zierpflanze. Durch ihre Ausläufer verbreitet sie sich schnell. Mit der richtigen Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus) kann sie eigentlich kaum verwechselt werden, da ihre Grundblätter herzförmig und die immer nickenden Blüten zu einer Seite ausgerichtet sind. Die Rapunzel-Glockenblume soll die berühmte Pflanze aus dem Märchen sein. Die richtige Rapunzel zu sein, beansprucht allerdings auch der Feldsalat Valerianella locusta. Auch die Rapunzelartige, also die Acker-Glockenblume kann verzehrt werden. Empfohlen werden die Wurzeln, aber sie schmecken gekocht ziemlich fade.
Die mehrjährige Pflanze kann bis 1 m hoch werden. Auf den Stängeln sitzen vierzig oder mehr Blüten, von denen immer ein halbes Dutzend ihr intensives Sommerblau zeigen. Die Blüte kann 3 cm lang sein. Die Kronblätter sind bis zur Mitte geteilt. Die Acker-Glockenblume blüht vom Juni bis in den September hinein.
| Im Unkrautgarten des JKI bildet die Acker-Glockenblume in den Bottichen einen dichten Bestand. (Bild Arno Littmann, JKI) |
| In Gärten sieht man sie ab und zu, hier wegen eines Hausschattens in Schräglage. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Auf wenig gemähten Rasenflächen gedeiht sie ganz gut. (Bild: W. Wohlers) |
| Trotz des offensichtlich nicht optimalen Standorts sind die Pflanzen hier 1,10 m hoch. Sie haben keine Konkurrenz. (Bild: W. Wohlers) |
| Die weißen Wurzeln sind fleischig und mit bis zu 1 cm im Durchmesser klein. Sie schmecken fade: Ich hab sie gekostet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ersten herzförmigen Grundblätter im Frühjahr. Unter Betonplatten wächst sie bis zum nächsten Spalt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Stängelblätter sind lanzettförmig mit gesägtem Rand. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Stängelblätter werden nach oben hin schmaler, häufig mit einem kleinen Nebentrieb in der Blattachsel. (Bild: W. Wohlers) |
| Gestielte Stängelblätter, hier 8 cm lang und 3 cm breit. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ersten Knospen erscheinen direkt über den großen Stängelblättern. (Bild: W. Wohlers) |
| Manchmal sind die Knospen anfangs gelb gefärbt. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Tragblätter der Knospen sind nur schmal, können aber 4 cm lang sein. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Trieb ist lang gestreckt mit vielen Knospen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Neben der ersten Knospe entwickeln sich schnell weitere Nebenknospen. Deswegen ist die Blütezeit so lang. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Nicht nur die Knospe, auch Blätter und Stängel sind kurz behaart. (Bild: W. Wohlers) |
| Erst am PC bemerkte ich die kleine Milbe. Etwas später gesellte sich eine junge, noch weiße dazu. Aber da ich sie nicht gesehen hatte, gibt es kein scharfes Foto! (Bild: W. Wohlers) |
| Aus den Blattachseln können Seitentriebe spießen. (Bild: W. Wohlers) |
| Die älteren Knospen wie die Blüten nicken immer zu einer Seite. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kronblätter der Knospen können dunkelblau, aber auch rötlich gefärbt sein (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In der geschlossenen Blüte öffnen sich bereits die Antheren. Der Pollen landet auf den Sammelhaaren des Griffels. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Narbe erscheint am Ende des Griffels, der mit Sammelhaaren und Pollen besetzt ist. (Bild: W. Wohlers) |
| Die noch geschlossene Narbe lässt bereits die drei Narbenäste erkennen. (Bild: W. Wohlers) |
| Der Pollen ist hier hellrosa, fast weiß. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Stängel können fünf oder mehr geöffnete Blüten gleichzeitig tragen. (Bild :Arno Littmann, JKI) |
| Die glockenförmige Blüte kann 3 cm lang werden. Die Kronblätter sind halb zusammen gewachsen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Schon bevor sich die Blüte öffnet, haben sich die Antheren entleert. Der Pollen ist hier weiß. (Bild: W. Wohlers) |
| Der Pollen kann auch violett gefärbt sein. (Bild: W. Wohlers) |
| Die leeren Antheren verdrehen sich. Der Griffel ist dicht mit Sammelhaare besetzt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kronblätter tragen am Rand einige lange Haare. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Innenseite der Kronblätter ist behaart. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Narben sind dreigeteilt. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Blüte schließt sich an der Spitze mit dem freien Teil der Kronblätter nach zwei Tagen (bei über 20 °C tagsüber). (Bild: W. Wohlers) |
| Der weiße Griffel ist mit einigen roten Pollenkörnern besetzt, aber nicht auf den Narben. Wahrscheinlich sind die leeren Pollenwände nach dem Keimen abgefallen. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Blüte ist jetzt vollständig geschlossen. (Bild: W. Wohlers) |
| Vier geschlossenen Blüten, die dritte von links ist seit drei Tagen geschlossen. Rechts kommt eine kleine Biene mit roten Pollenhöschen angeflogen: Osmia rapunculi. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Blüte beginnt an der Spitze zu vertrocknen. Aber so lange hält die blaue Farbe, wahrscheinlich um immer noch Insekten zur Pflanze zu locken, zu den geöffneten Blüten. (Bild: W. Wohlers) |
| Erst am fünften Tag nach dem Schließen der Blüte sind die Kronblätter vertrocknet (bei über 20 °C tagsüber). (Bild: W. Wohlers) |
| Nach der Blüte bleiben die Kronblätter häufig an der Kapsel erhalten. Die unteren Kapseln stehen auf langen Stielen. (Bild: W. Wohlers) |
| Nach dem Verblühen schwillt die Frucht, umgeben von den Kelchblättern an. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kelchblätter wachsen mit der Frucht; ihre langen Spitzen bleiben erhalten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kronblätter sitzen vertrocknet auf der Frucht. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Samen wird durch drei Poren am Fruchtstiel entlassen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Samen und Frucht im Größenvergleich. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der 1,5 mm lange Samen glänzt mit seiner glatten Oberfläche, wenn er frisch ist. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Fruchtkapseln bleiben nach dem Reifen noch lange erhalten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Keimblätter sind rund mit eingezogener Spitze und werden ohne Stiel 4 mm groß. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. Mai 2018.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.
Viele Bilder vom Pollen dieser Glockenblume siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank.