Sonchus oleraceus L., die Kohl-Gänsedistel, auch Gemüse-Gänsedistel oder Saudistel genannt, gehört zur Familie der Asteraceae oder Compositae (Korbblütler). Die englischen Namen sind Annual Sowthistle, Smooth Sowthistle. EPPO-Code SONOL.
Die Kohl-Gänsedistel ist in ganz Europa, dem westlichen Asien und Nordafrika beheimatet und weit verbreitet, auch in Deutschland. Sie wurde weltweit verschleppt, nach Australien, Neuseeland und auch nach Nordamerika, wo sie nur im Inneren des Kontinents weniger zu finden ist. Sie wächst an Wegrändern, auf Ödland, in Gärten, in Getreide- und Kartoffelfeldern, wo sie aber heute als Unkraut keine Rolle mehr spielt. Gut gedeiht sie auf nicht zu trockenen, nährstoffreichen Böden so ziemlich aller Art.
Die einjährige Pflanze keimt manchmal auch im Herbst, aber sie ist nicht sehr frostfest. Sie kann 1,50 m Höhe erreichen. Ihre Blattform ist sehr variabel. Sie kann breit lanzettliche, aber auch dreieckige Blätter haben, die gelappt in unterschiedlichen Formen sein können. Manchmal sind die Blattränder mit vielen Zähnchen besetzt, manchmal fast gar nicht. Die Blattfläche kann breit bis zum Stängel herablaufen oder nur ganz schmal sein, immer stängelumfassend, aber nicht mit einer ausgeprägten Schnecke, wie bei der Dornigen Gänsedistel (Sonchus asper), die zeitweise nur als eine Unterart angesehen wurde. An den Blüten kann man die beiden kaum unterscheiden. Das sicherste Merkmal sind die Samen, die bei der Kohl-Gänsedistel zwar auch gerippt, aber die Rippen mit Noppen besetzt sind, die auch in Zähnchen auslaufen können.
Die Kohl-Gänsedistel wurde früher als Gemüse angebaut und entweder wie Spinat gekocht oder roh gegessen und auch an Gänse und Schweine verfüttert. Auch die Pfahlwurzel soll verzehrt worden sein. In der Naturmedizin ist sie ebenso bekannt.
| Eine im Herbst gekeimte Pflanze, die immerhin schon einige Nächte mit minus 10 °C ausgehalten hat. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kohl-Gänsedistel kann am Zaun auch ganz attraktiv aussehen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In dicht bewachsenen Naturgärten fällt sie erst durch ihre langen Blütenstiele auf. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ungestört kann sie im Herbst eine große Rosette bilden. Den Winter haben die Blüten nicht überlebt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Dieses Blatt läuft breit bis zum Stängel herab. Blätter sind halb stängelumfassend und haben große Öhrchen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Hier ist der Blattstiel kaum von einer Blattspreite umgeben. Ein großer Endlappen und drei Paar Fiederteile. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter sind weich gezähnt und können unregelmäßig gelappt sein wie beim oberen Blatt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Blätter können auch einen geraden Rand haben und 40 cm lang sein, hier nur 15 cm. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Seitenlappen sind hier schmal und lang, aber am Stängel ist das Blatt breit. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blattspitze ist besonders stark gezähnt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Fast kann die Form der Blätter gefiedert genannt werden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein dreieckiges Blatt, das besonders breit am Blattgrund ist. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Oberes, breites Stängelblatt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Oberes, schmales Stängelblatt. Die Hauptader ist versenkt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Knospen oberhalb eines sehr breiten Stängelblatts. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten von Gänsedisteln werden viel von Insekten besucht, hier eine weibliche Scaeva-Schwebfliege. (Bild: Arno Littmann, JKI) |
| Alle Blütchen sind Zungenblüten, sie glänzen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die äußeren Zungenblüten weisen außen einen roten Streifen auf. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Gelbe Pollen auf den dunklen Narben. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blütchen werden länger, am Grund sind sie weiß und behaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Hüllblätter schließen sich ganz. Hier sind bereits die Flughaare zu erkennen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten stehen in einer doldenartigen Rispe zusammen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Samen werden vom Wind verweht. (Bild: Arno Littmann, JKI) |
| Die knapp 3 mm langen Samen sind rippig und querrunzelig. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die gestielten Keimblätter sind knapp 1 cm lang plus 0,5 mm Stiel. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ersten richtigen Blätter, die Primärblätter sind noch ganzrandig. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die hier recht dünne Pfahlwurzel hat in einem guten Boden immens viele Feinwurzeln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Am 2 cm dicken Wurzelhals einer überwinternden Pflanze mit einer 10 cm langen Pfahlwurzel bilden sich neue Triebe. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. August 2021.
Fotos vom Pollen der Kohl-Gänsedistel siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.