(Bild: Arno Littmann, JKI)
Tripleurospermum maritimum (= Tripleurospermum perforatum, Matricaria inodora, Matricaria maritima L.), die Geruchlose, auch Falsche Kamille oder Strand-Kamille gehört zur Familie der Asteraceae oder Compositae (Korbblütengewächse). Zwei ihrer Unterarten wurden lange als getrennte Arten geführt: subsp. inodorum und subsp. maritimum (die Küsten- oder Echte Strandkamille). Die englischen Namen sind Sea Mayweed, False Chamomille, Scentless Chamomille, Horse Daisy. EPPO-Code MATIN.
Die Geruchlose Kamille ist weit verbreitet. Ursprünglich eher im Norden der Continente beheimatet, so in Amerika mit der Subspecies phaecocephalum, in Europa mit der Subspecies inodora, die dann häufig als Tripleurospermum perforatum aufgeführt wird. In Deutschland ist sie fast überall zu finden und heißt dann Falsche Strandkamille. Sie wurde nach Nordamerika verschleppt und auch nach Australien und Neuseeland. Die Echte Strandkamille ssp. maritimum ist in Deutschland nur lokal häufig.
In Südeuropa, in wärmeren Klimaten, ist die Falsche Strandkamille selten. Auch nördlich des 65sten Breitengrad ist sie weniger zu finden.
Die Falsche Strandkamille ist auf fast allen Bodenarten verbreitet, selbst auf sauerstoffarmen Tonböden und verschlämmten Äckern. Sie zeigt oberflächliche Verdichtungen an. Sie gedeiht auf Ödland, in Rainen und an Weg- und Grabenrändern. Vor allem kommt sie in fast allen Ackerkulturen vor, insbesondere im Wintergetreide, Zuckerrüben- und Kartoffelanbau, seltener im Sommergetreide. Sie kann dort sehr konkurrenzstark sein und zählt daher zu den dreißig wichtigen Ackerunkräutern. In Privatgärten wird sie häufig aufgrund ihrer hübschen Blüten toleriert.
Die bis zu 60 cm hohe Pflanze ist einjährig, selten überwintert sie auch und ist dann zweijährig. Sie keimt nahezu ganzjährig, insbesondere aber im Frühjahr als Flachkeimer. Die Blütezeit reicht von Mai bis Oktober. Die einzelnen, endständigen, geruchlosen Blüten besitzen einen halbkegelförmig aufgewölbten Boden mit weißen, abstehenden Zungenblüten und gelben Röhrenblüten.
Sie kann leicht mit der Echten Kamille (Matricaria recutita) verwechselt werden, aber sie ist geruchlos. Auch sind die Böden der jungen Korbblüten nicht hohl wie die der Echten Kamille.
Inhaltstoffe enthält die Geruchlose Kamille nur wenig. Sie wird daher nicht in der Medizin eingesetzt.
| Eine Einzelpflanze kurz vor der Blüte. (Bild: W. Wohlers) |
| Nester der Geruchlosen Kamille in einem Weizenfeld. (Bild: W. Wohlers) |
| Im folgenden Jahr wurde mit Erbsen eine Gründüngung gesät. Die Geruchlose Kamille konnte sich phantastisch vermehren. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Geruchlose Kamille erreicht 40 cm Höhe oder mehr. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Junge Pflanzen im April, links bereits 10 cm hoch. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ungestielten Laubblätter sind kahl, doppelt bis dreifach gefiedert mit feinen, schmal-linealischen Blättchen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Stängel ist geriffelt. Seitentriebe entsprießen den Blattachseln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Knospe, umhüllt von den jungen Blättern. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Stiele der Knospen strecken sich. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Hüllblätter geben gerade die Blütchen frei. Der dunkle Rand weist auf die Unterart maritimum hin. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Unter den Hüllblättern beginnen die Zungenblüten zu wachsen. Pro Hüllblatt eine Zungenblüte. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Zungenblüten entwickeln sich gerade zu voller Größe. (Bild: W. Wohlers, JKI) (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein Blick von oben auf den sich vergrößernden Blütenkorb. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Zungenblüten richten sich auf. Die unterschiedliche Länge de Hüllblätter ist auch ein Zeichen für die Unterart maritimum. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Zungenblüten stehen waagerecht, die ersten Reihen von Röhrenblüten haben sich geöffnet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Anfangs sind die Blütenkörbe flach. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blütchen öffnen sich im Blütenkorb von außen nach innen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Oben wird der Pollen aus den Antherenröhren geschoben, und zwar von den Narben, die zweigespalten sind, siehe unten im Foto. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ältere Blütenkörbe wölben sich stark auf. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Blütenkorb von unten. Es gibt häufig ein kleines Vorblatt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Von der Echten Kamille ist die Blüte äußerlich nicht zu unterscheiden. (Bild: Arno Littmann, JKI) |
| Die Böden der jungen Korbblüten sind nicht hohl wie die der Echten Kamille. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Vom sich wölbenden Korbboden fallen die nur ca. 2 mm langen Samen zu Boden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die drei Rippen (lateinisch tri pleuron) führten zum wissenschaftlichen Namen der Pflanzengattung. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Keimblätter sind nur knapp 1 cm lang. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Knapp 1 cm lange Keimblätter. Bei den ersten richtigen Blättern sind die beiden Seitenfieder nur wenig kleiner als der Endabschnitt. Das unterscheidet sie von der Echten Kamille. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Pflänzchen mit zwei Blattpaaren. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Zwei Pflanzen, die erst im Frühjahr keimten und kaum eine Rosette bildeten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. Juli 2021.
Zu Gegenmaßnahmen im Ackerbau siehe die Website im Oekolandbau.de von B. Jüttersonke, B. Pallut, P. Marx, S. Kühne, Sara Preißel, alle JKI.
Herbizide schauen Sie bitte im aktuellen Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BVL nach. Alle Kamille-Arten werden dort zusammengefasst.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos der Geruchlosen Kamille gibt es beim finnischen Naturegate.