Matricaria recutita L. oder auch Matricaria chamomilla (= Chamomilla recutita und mehrere andere Synonyme), die Echte Kamille gehört zur Familie der Asteraceae oder Compositae (Korbblütengewächse). Die englischen Namen sind Scented Mayweed, Wild Chamomile, German Chamomile. EPPO-Code MATCH.
Die Echte Kamille hat einen ganz typischen, intensiven Geruch. Sie wird in Süd- und Osteuropa, ihrer ursprünglichen Heimat, im großen Maßstab als Medizinalpflanze angebaut, in Deutschland auf etwa 1.000 ha, vor allem in Thüringen, siehe dazu dieses Anbautelegramm. Nur die Blüten werden geerntet. In Kulturpflanzen kann sie, trotz ihrer langsamen Jugendentwicklung, zu einem großen Konkurrenten werden. In Mitteleuropa ebenso wie in Nordamerika kommt sie sowohl wild wachsend sowie auch in fast allen Ackerkulturen vor, insbesondere im Wintergetreide, seltener im Sommergetreide. Nördlich des 60sten Breitengrads wird sie seltener. Die Echte Kamille bevorzugt tonige oder sandige Lehmböden und zählt als Zeigerpflanze für Böden, die zur Versauerung neigen. Sie wird von der sehr ähnlichen Geruchlosen Kamille (Tripleurospermum maritimum) durch den hohlen, kegelförmigen Blütenboden unterschieden, außerdem duftet sie stark aromatisch. Die Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis) hat andere Blätter.
Die Echte Kamille ist eine einjährige Pflanze, die 50 cm hoch werden kann. Sie keimt im Frühjahr aus maximal 1 cm Tiefe, aber auch im Herbst und überwintert dann. Die Stängel sind niederliegend bis aufrecht und buschig verzweigt. Die Blätter sind feingliederig gefiedert. Blütezeit ist Mai bis August; einige Pflanzen können auch zweimal blühen. Der Blütenkorb hat weiße Zungen- und gelbe Röhrenblüten. Die Samen sind im Boden bis zu zehn Jahre lebensfähig. Eine Pflanze kann 10.000 Samen produzieren oder mehr.
Als Medizinalpflanze ist die Echte Kamille jedem bekannt: Sie ist die Flores Chamomillae der Apotheker, die antimikrobiell und entzündungshemmend wirkt. Der lateinische Gattungsname Matricaria weist auf eine althergebrachte Anwendung hin: Matrix = Gebärmutter. In Krankenhäusern wird die Echte Kamille häufig als Tee angeboten, da sie in vieler Beziehung heilend und beruhigend wirkt, vor allem auch auf den Magen-Darm-Trakt. Die Inhaltsstoffe sind im Wesentlichen ätherische Öle, sowie Sesquiterpene, auch eine Vorstufe des Azulen.
| Blühender Bestand im JKI-Unkrautgarten. (Bild: Arno Litttmann, JKI) |
| Der Wuchs ist aufrecht und kann 50 cm erreichen oder mehr. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die echte Kamille bildet kaum Grundblätter, wenn sie im Frühjahr keimt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Im Herbst gekeimte Pflanzen weisen eine ausgeprägte Rosette auf. (Bild: W. Wohlers) |
| Im dichten Blattwerk der Rosette ist es kaum zu sehen: Die Pflanze hat begonnen, einen Hauptrieb und Seitentriebe zu bilden. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Blätter sind zwei oder dreifach gefiedert und können bis 7 cm lang sein, hier unteres Stängelblatt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die oberen Stängelblätter sind kleiner, die Stängel unbehaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Stängel ist häufig geriffelt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In jeder Blattachsel werden Seitentriebe gebildet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ältere Seitentriebe, hier mit roten Stängeln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Triebspitze bevor Knospen zu sehen sind. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine Pflanze von der Seite aufgenommen mit unten breit ausladenden Seitentrieben. (Bild: W. Wohlers) |
| Knospen umgeben von jungen Blättern. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Triebspitze hat sich gestreckt. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Seitentriebe wachsen im 90 Gradwinkel zum Haupttrieb. Nur die Blüten richten sich nach oben. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Pflanze verzweigt sich auch im oberen Bereich, bildet aber gleich Knospen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Hüllblätter haben einen häutig durchsichtigen Rand. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Zungenblüten erscheinen spät. Pro Hüllblatt eine Zungenblüte. (Bild: W. Wohlers) |
| Nicht aus allen Hüllblättern entsprießen Zungenblüten. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Zungenblüten senken sich bald ab, nachdem sie voll entwickelt sind. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Blüten erreichen 2cm im Durchmesser oder mehr. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Pflanzen beginnen Mitte Mai zu blühen. (Bild: Arno Littmann, JKI) |
| Eine typische Kamillenblüte mit hoch aufgewölbtem Blütenboden und abgesenkten Zungenblüten. (Bild: W. Wohlers)) |
| Der Blütenboden ist kegelförmig und hohl. Damit kann sie leicht von der Geruchlosen Kamille unterschieden werden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Blüte von unten. Die Hüllblätter sind in drei Reihen angeordnet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Nach der Blüte verfärben sich die Röhrenblüten braun, bleiben aber lange erhalten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten vertrocknen an den kleinen Samen, brechen aber leicht ab. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Samen sind dunkelbraun, leicht längs geriffelt mit weißem Muster am Rand. (Bild: W. Wohlers) |
| Am Rand haben die frischen Samen drei weiße Streifen. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Samen sind knapp 1 mm lang. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Keimblätter sind keulenförmig, ungestielt und nicht oder nur gering behaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ersten richtigen Blätter sind lanzettlich mit nur ein bis zwei schmalen Seitenlappen und einem langem Endabschnitt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Das zweite Blattpaar ist bereits gefiedert. In diesem Stadium kann die Echte kaum von der Strahlenlosen Kamille unterschieden werden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Echte Kamille hat eine Hauptwurzel mit kräftigen Nebenwurzeln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. Mai 2017.
Zu Gegenmaßnahmen im Ackerbau siehe die Website im Oekolandbau.de von B. Jüttersonke, B. Pallut, P. Marx, S. Kühne, alle JKI.
Herbizide schauen Sie bitte im aktuellen Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BVL nach. Alle Kamille-Arten werden dort zusammengefasst.
Fotos vom bizarr geformten Pollen der Echten Kamille gibt es bei PalDat, einer palynologischen Datenbank, zu sehen.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen Naturegate.