Ein Schlüssel für die Umbelliferengattungen Mitteleuropas (Joachim Schmitz)

Aus Offene Naturführer
Version vom 6. Dezember 2015, 19:20 Uhr von K. Freese (Diskussion | Beiträge) (Literatur)

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Hinweis: Dieser Schlüssel ist mit dem Autornamen gekennzeichnet und die Mitarbeit ist auf Joachim Schmitz beschränkt. Auf der Diskussionsseite sind Kritik und Verbesserungsvorschläge willkommen! Direkte Verbesserungen und Illustrationen sind insbesondere in der frei veränderlichen Version in offener Zusammenarbeit erwünscht: Apiaceae (Deutschland).
Diese Arbeit ist eine Originalarbeit, die erstmalig hier publiziert ist.
Zitiervorschlag: Schmitz, Joachim, 1988. Ein Schlüssel für die Umbelliferengattungen Mitteleuropas. http:/​/​offene-naturfuehrer.​de/​wiki/​

Einleitung

Die für die mitteleuropäische Region erstellten Florenwerke – SCHMEIL-FITSCHEN 1982, OBERDORFER 1983, ROTHMALER 1982 - enthalten Umbelliferenschlüssel, die jeweils ihre spezifischen Stärken und Schwächen besitzen. Das naive Postulat, durch geringfügige Umstellungen die starken Seiten aller zu assimilieren und die Schwachstellen zu eliminieren, stellt sich bei näherer Kenntnis der Sachlage alsbald als unerfüllbar heraus, zumal sich Stärken und Schwächen häufig wechselseitig bedingen.

Allerdings gibt es nach dem übereinstimmenden Urteil vieler Benutzer - namentlich solcher, die nicht über eine ansehnliche Sammlung von Vergleichsmaterial verfügen - doch auch Schwachstellen, die generell allen Schlüsseln der genannten Floren eigentümlich sind. Sie beruhen auf dem Einsatz fruchtmorphologischer Merkmale als Hauptkriterium bei den Alternativen, und zwar teilweise sogar auch schon an verhältnismäßig basalen Stellen des „Entscheidungsbaums“. Wenn die anzusprechenden Strukturen sich erst spät an den reifen Früchten auszuprägen beginnen - so z.B. die Flügel bei Peucedanum - ist die Benutzbarkeit eines Schlüssels in solchen Fällen auf fruktifizierendes Material beschränkt, oder - um es deutlicher zu sagen - die Determination einer eben efflorierten Umbellifere ist in vielen Fällen gerade dann, wenn man es genau wissen will, nämlich unmittelbar „vor Ort“, gar nicht möglich. Dies ist lange bekannt. Weshalb im Vorspann der meisten Schlüssel ja auch darauf hingewiesen wird, dass man Definitives nur über reife Früchte erfahren könne. Das ist ein nützlicher, aber nichtsdestotrotz auch entmutigender Hinweis und bedeutet doch letztlich nichts anderes, als dass der Bearbeiter entweder vor dieser Schwierigkeit kapituliert hat oder sie - im Besitze von ausreichendem Vergleichsmaterial - als gering einschätzte. Ein besserer, zugleich aber auch aufwendigerer Weg, dieser Schwierigkeit zu begegnen, wird von vielen Floren durch die Beigabe charakteristischer Habituszeichnungen beschritten. Das Verfahren ist an sich brauchbar, könnte aber auch noch optimiert werden, indem nur die differentialdiagnostisch wichtigen Strukturen – die aber ganz genau - zeichnerisch erfasst werden. Die Qualität eines Schlüssels entscheidet sich aber letztlich nicht an der Qualität der beigegebenen Abbildungen. sondern an der Brauchbarkeit der Kriterien, denn wenn die letzteren nicht greifen, wird man auch mit Zeichnungen nicht viel ausrichten; und das Problem, das mit den erst postfloral identifizierbaren Strukturen aufgeworfen ist, wird auch durch gute Zeichnungen keineswegs entschärft. Wir haben daher versucht, neue Merkmale ausfindig zu machen und sie auf ihre Differenzierungsstärke geprüft. Eine diesbezüglich sehr hilfreiche und stimulierende Entdeckung war, dass auch die Blütenblätter der Umbelliferen strukturbietende Merkmale besitzen, die mit der Handlupe noch gut auszumachen sind. Die Kriterien sind im Detail bei SCHMITZ & FROEBE (1986) dargestellt und diskutiert. Die Liste des von uns durchgesehenen Materials ist im Arnold Arboretum (A), Botan. Museum Berlin-Dahlem (B), Missouri Botanical Garden (MO) und New York Botanical Garden (NY) hinterlegt und bezieht sich sowohl auf die eben genannte als auch auf diese Arbeit.

Da der in der Flora von Deutschland von SCHMEIL-FITSCHEN (1982) enthaltene Umbelliferen-Schlüssel unseren Vorstellungen schon recht weit entgegenkommt - nämlich die fruchtmorphologischen Merkmale, wenn nicht überhaupt ganz zu eliminieren, so aber doch jedenfalls nicht mehr erstrangig einzusetzen (s,o.) -, waren wir der Einfachheit halber davon ausgegangen speziell diesen Schlüssel umzugestalten. Durch den automatischen Verdopplungseffekt haben sich freilich derartig viele Veränderungen ergeben, dass wir meinen, von einem neuen Schlüssel sprechen zu müssen, auch wenn in der Peripherie des Entscheidungsbaums (ab Nr. 76) einige Gruppen erhalten geblieben sind, deren Anordnung sich in dieser Form als zweckmäßig erwiesen hat.

Das Erbgut unseres geistigen Ahnen ist auch im ganzen Duktus leicht Wiederzuerkennen. Dies gilt auch für den Geltungsbereich des Schlüssels, der aus der Karte Abb. 1 abgelesen werden kann. Es ist dies etwa derjenige Bereich, der in der Vorspannkarte der von RAUH & SENGHAS erweiterten Flora von Deutschland (SCHMEIL-FITSCHEN 1982) angegeben wird. Was die „angrenzenden Gebiete" anlangt, so sind diese für die Umbelliferen im Westen - mit Ausnahme des Küstenbereichs - über die Benelux-Länder hinaus um das ganze NE-französische Becken zu erweitern und im Süden kann das Schweizer Alpenvorland einbezogen werden. Die Abgrenzung im Osten ist unklar. Um nicht auf irgendeinen Längengrad zwischen l6 und 25 zurückgreifen zu müssen, haben wir die in der o. a. Vorspannkarte eingezeichnete Gebietsumgrenzung übernommen, obschon wir sie angesichts der Sprach- und sonstigen Barrieren für unrealistisch halten. Denn in dieser Form ist es ja nur eine Reminiszenz der Ostgrenze des alten „Kgr. Preußen“ und seiner Folgeorganisationen bis 1945 und als solche eben nicht mehr aktuell. Eine zuverlässige Aussage darüber, ob der Schlüssel auch für Polen und Teile von W-Russland Geltung beanspruchen kann, liegt nicht im Rahmen unserer derzeitigen Möglichkeiten.

Liste der im Schlüssel verwendeten Abkürzungen:

Bl. = Blätter
Bltkr. = Blütenkrone
Bltn. = Blüten
….f. = ...förmig
Fr. = Frucht
Frkn. = Fruchtknoten
gefied. = gefiedert
Grd. = Grund
K. = Kelch
lg. = lang
lgd. = liegend
od. = oder
Ordn. = Ordnung
Pfl. = Pflanze
...st. = ...ständig
Stg. = Stengel
sthd. = stehend
...s. = ...seits
z. T. = zum Teil
zuw. = zuweilen


„Flügelung“ eines Kronblatts (so z.B. in Alternative 19) ist dann gegeben, wenn die beiden Kronblattsegmente, die durch die Einziehung der Kronblattspitze (Lobulum inflexum) notwendigerweise entstehen, eine auffällige Vergrößerung erfahren (vgl. hierzu SCHMITZ & FROEBE 1986: 340 und FROEBE, ADOLF & JAHNKE 1981 : 249).


Der Schlüssel

Apiaceae (Doldenblütler; Apiales)
Geographischer Geltungsbereich: Deutschland, Mitteleuropa — Zusammenarbeit: offen
1
Pfl. von distelartigem Habitus; Blüten in Köpfchen mit ± auffälliger Hochblatthülle 
  Eryngium L.
1
Pfl. nicht von distelartigem Habitus; Bltn. in einfachen oder zusammengesetzten Dolden, diese zuweilen köpfchenartig zusammengezogen   ► 2
2
Grund- und Stengelblätter pinnat gefiedert (Hochblätt. können ungeteilt sein)   ► 11
2
Grund- und Stengelblätter ungeteilt od. digitat gefiedert; zuweilen nur die Grund- od. Stengelblätter ungeteilt od. digitat gefiedert   ► 3
3
Blüten in zusammengesetzten Dolden; Randblüten vergrößert, ihre Bltkrblätt. tief gespalten (Abb. 3a) u. mind. 3 mm lang, oft wesentlich länger (zuw. an Seitendolden auch schwächer) 
   Heracleum L.
3
Alle Blüten +- gleich groß, in Köpfchen, einfachen od. zusammengesetzten Dolden; Bltkrblätt. kaum bis 2 mm lang   ► 4
4
Pfl. mit deutlich pinnat od. digitat gefiederten Blättern   ► 6
4
Alle Blätter mit ungefiederter Spreite   ► 5
5
Blätter peltat, gekerbt; Blüten weiß 
   Hydrocotyle vulgaris L.
5
Blätter nicht peltat,±länglich, ganzrandig; Blüten gelb 
  Bupleurum L.
6 (4)
Blüten in zusammengesetzten Dolden, Döldchen ausgebreitet, nicht köpfchenförmig   ► 9
6
Blüten in ± köpfchenförmig zusammengezogenen Dolden, die von einer auffälligen Hochblatthülle (lnvolucrum) umgeben sind, oder in zusammengesetzten Dolden mit köpfchenartigen Döldchen   ► 7
7
Blüten gelb, in einfachen Dolden mit sehr großem lnvolucrum, das – sonst grün - transitorisch (während der Anthese) grünl.-gelb gefärbt ist; alle Blätter grundst.; im Gebiet nur in Schlesien 
   Hacquetia Necker
7
Blüten Weiß oder rötlich   ► 8
8
Blüten gestielt, in Dolden mit auffälligem, weißem od. grünlichem od. rötlich überlaufenem Involucrum 
   Astrantia L.
8
Blüten sitzend, in kleinen köpfchenförmigen Döldchen; Involucrum unscheinbar, grün . 
  Sanicula L.
9 (6)
Obere Stgblätt. ungeteilt, gekerbt, tief herzf. stgumfassend, transitorisch (während der Anthese) gelb; Bltkrblätt. intensiv gelb 
  Smyrnium L.
9
Obere Stgblätt nicht herzf. stgumfassend, stets grün; Bltkrblätt. weiß oder gelblich-weiß   ► 10
10
Involucellarblätter zahlreich; Blätter sehr groß (bis 60 cm lang); Blattscheiden bauchig aufgeblasen 
   Heracleum flavescens Willd.
10
Involucellarblätter 0-2; Gewürzpflanze, besonders die Frucht nach Anis riechend 
   Pimpinella anisum L.
11 (2)
Involucralblätter fehlend od. ungeteilt (maximal kann ein Hüllblatt fiederspaltig sein   ► 16
11
Alle Involucralblätter fiederspaltig   ► 12
12
Frkn borstig behaart 
   Daucus L.
12
Frkn kahl   ► 13
13
Blätter einfach gefiedert mit 7 u. mehr Fiedern, ggf. Unterwasserblätter mehrfach gefiedert; Wasser- u. Sumpfpflanze (Vgl. auch Nr. 33 
  Sium L.
13
Blätter mehrfach gefiedert od. einfach gefiedert mit maximal 5 Fiedern; Landpfl   ► 14
14
Die Mehrzahl der Blätter rosettig an der Sproßbasis entspringend; Ge- birgspfl. (auch in subalpinen Lagen) 
  Lignsticum mutellinoides (Crantz)Villars
14
Blätter über die Sprossachse verteilt stehend   ► 15
15
Involucralblätter breit lanzettlich; Blätt; bis 100 cm lang, alle mehrfach ge- fiedert, Pfl. im Habitus wuchtig . 
  Pleurospermum Hoffm.
15
Involucralblätter fädlich; Grdblättcr einfach od. doppelt gefiedert; Habitus nicht wuchtig 
   Ammi L.
16 (11)
Grdblätter einfach bis mehrfach, jedoch nie 3-zählig gefiedert, zuw. Mit 3 gestielten Fiedern 1. Ordn., die dann aber in mindestens 5 Fiedern 2. Ordn. aufgegliedert sind (Abb. 2a)   ► 23
16
Fiederungsmuster der Grundblätter einfach (Abb. 2d) od. mehrfach 3-zählig (Abb. 2c), zuw. auf der distalen Seite nicht vollst. gegliedert (Abb. 2b)   ► 17
17
Grdblätter 4-6-fach gefiedert; Fiedern auffallend lang-lineal, 10-40mal so

lang wie breit (Abb. 2c); Blüten gelb (wenn Fiedern breiter u. Blüten

grünl. : Vgl. Angelica archangelica Nr. 64 
  Peucedanum officinale L.
17
Grdblätter höchstens doppelt gefiedert; Blüten weiß od. rötlich   ► 18
18
Involucralblätter 0-2   ► 20
18
Involucralblätter 5 und mehr   ► 19
19
Fiedern lineal, Wenigstens 5mal so lang wie breit, scharf gesägt mit grannenartigen Sägezähnen, meist bläulich-grün 
   Falcaria Bernh.
19
Fiedern eif. bis rundl., 1-2mal so lang wie breit, grob gesägt 
  Laserpitium latifolium L.
20 (18)
Involucellarblätter gewimpert od. die randl. Blüten deutlich vergrößert (mind. 3 mm lang) mit gespaltenen Bltkrblättern (Abb. 3:1)   ► 23
20
Involucellarblätter kahl od. fehlend; alle Bltkrblätter kaum 2 mm lang   ► 21
21
Kelch deutl. 5-zähnig; Fiedern rundl., meist 3-lappig, grob gekerbt, unters.

bläulich; Stg. fein gerillt, kahl; Fr. zusammengrdrückt; Pfl. mit Kümmel'

geruch 
   Laser Borkh. Ex Gaertner et al.
21
Kelch nicht deutlich. 5-zähnig, sondern nur saumf. angedeutet; Fiedern eif., zugespitzt, gesägt, beiders. grün   ► 22
22
Invulucellarblätter borstlich, hinfällig, Fr. linsenf.; breit geflügelt; Fiedern breit eiherzf., tief 2-3-spaltig (Abb. 2d) 
  Peucedanum ostruthium (L.) Koch
22
Involucellum fehlend; Fr. ungeflügelt; Fiedern des untersten Fiederpaares

wieder 3-zählig gefiedert, zuw. auch in den proximalen Fiederhälften die

Fiederung nur angedeutet (Abb, 2b) 
   Aegopodium L.
23 (16,2O)
Grundblätter mehrf. gefiedert od. mehrf. fiederschnittig, zuw. einfach gefiedert u. dann Fiedern fast bis zum Grund geteilt mit schmaleif. od. Linealen Abschnitten   ► 34
23
Grundblatter (bei Wasserpflanzen die direkt über dem Wasserspiegel befindlichen Blätter) einfach gefiedert: Fiedern zuw. tief u. dann oft digitat geteilt mit breiten, gekerbten od. gesägten, oft gelappten Abschnitten   ► 24
24
Mittl. Blüten tder Döldchen fast sitzend, randl. Blüten deutl. gestielt; Frkn. kahl; K. Deutl. 5-zähnig; Wasser- od. Sumpfpfl 
   Oenanthe L.
24
Pfl. nicht mit dieser Merkmalskombination   ► 25
25
Randblüten kaum vergrößert; Bltkrblätter kaum bis 2 mm lang; Frkn. kahl od. behaart, jedoch nie borstig-stachelig   ► 28
25
Randblüten deutl. vergrößert, ihre Bltkrblätter meist mindestens 3 mm lang od. breit; Frkn. zuw. dicht borstig-stachelig   ► 26
26
Dolden 2- bis 5-strahlig; äußere Bltkrblätter breiter als lang; Fr. stark be- stachelt, Fr.stacheln in Reihen angeordnet (wenn Fr.stacheln regellos Vgl. Torilis, Nr_ 62-) 
   Caucalis latifolia L.
26
Dolden vielstrahlig; äußere Bltkrblatter länger als breit   ► 27
27
Involucralblätter 0-2(-6); Blätter zuw. sehr groß (bis 60 cm lang) u. dann

mit bauchig aufgeblasenen Blartscheiden; Fr. linsenförmig, breit geflügelt,

jung behaart 
   Heracleum L.
27
Involucralblätter zahlreich; Fr. rundl.-elliptisch, auf der Außenseite mit

kurzen Borstenhaaren; Doldenstrahlen dick, gleich den Blütenstielen mit

autrecht-absthd., gekörnelten Börstchen . 
  Tordylium
28 (25)
Bltkrblätter intensiv gelb, walzenförmig einwärts gekrümmt und mit der Spitze das Griffelpolster ± berührend 
  Pastinaca L.
28
Bltkrblätter weiß, rötl. grünl. od. gelbl; stets abspreizend, zuw. +- gespalten   ► 29
29
Involucralblätter 3 od. Mehr   ► 31
29
Involucral-und lnvolucellarblätter 0-2   ► 30
30
Dolden auffallend kurz gestielt bis sitzend: Bltkrblätter nicht deutl. gespalten; Blattfiedern rauten- od. keilf., tief eingeschnitten 
  Apium graveolens L.
30
Dolden mehrere cm lang gestielt; Bltkrblätter stets ± gespalten. elliptisch bis herzf. ; Fiedern der Grundblätter im Umriß rundl. od. Längl.eif. 
   Pimpinella L.
31 (29)
Blätter sehr groß (bis 60 cm lang) mit bauchig aufgeblasenen Blattscheiden; Bltkrblätter ± grünl. bis gelbl. ; nur im NO des Gebietes 
  Heracleum flavescens Willd.
31
Blätter meist viel kleiner, zuw. die proximalen Fiedern 2. Ordn. der Blattrhachis derart genähert, daß sie dort ein Kreuz bilden (Abb. 2e); Bltkrblätter weiß oder rötlich   ► 32
32
Frkn. u. Frucht dicht behaart (s. auch Nr. 40) 
   Libanotis Hill
32
Frkn. u. Frucht kahl   ► 33
33
Sproßachse aufrecht, gefurcht bis fein gerillt; Dolden stets mehrstrahlig; Involucralblätter stets vorhanden, zuw. fiederspaltig; Spitze der Bltkrblätter 180°-270° u. mehr einwärts gebogen 
  Sium L.
33
Sproßachse niederlgd., flutend od. im Schlamm Wurzelnd; Dolden 2- bis

mehrstrahlig; Involucrum zuw- fehlend; Spitze der Bltkrblätter 0°-180°,

selten bis 270° einwärts gebogen 
   Apium L.
34 (23)
Insertion der Grdblätter an der Sproßachse oberirdisch   ► 36
34
Insertion der Grdblätter an der Sproßachse unterirdisch, die Grdblätter daher meist deutlich mehrere cm von der Achse entfernt aus dem Boden tretend; Pfl. mit außen dunkler Hypocotylknolle; Fr, längl., zur Reife schwarzbraun   ► 35
35
Nährgewebe der Merikarpien im Querschnittsbild stumpf 5-eckig, an der Fugenfläche abgeflacht; Sproßachse markig; Involucrum stets mehrblättrig 
  Bunium L.
35
Nährgewebe der Merikarpien im Querschnittsbild an der Fugenfläche tief

gefurcht, nierenf.; Sproßachse hohl; lnvolucrum fehlend bis mehrblättrig;

im Gebiet nur Jütland, Insel Seeland, W-Harz u. W-Europa 
  Conopodium Koch
36 (34)
Involucralblätter 0-2(-3)   ► 51
36
Involucralblätter 4u. Mehr   ► 37
37
Frkn. Kahl   ► 43
37
Frkn. haarig, borstig od. Stachelig   ► 38
38
Frkn. borstig bis stachelig   ► 41
38
Frkn. Kurzhaarig   ► 39
39
Aus der grundst. Rosette entspringen mehrere Infloreszenzachsen, bis 40 cm lang, fein gerillt, flaumig-zottig; Blätter graugrün, zottig-rauhaarig, fein zerteilt mit schmallinealen Fiedern; Frucht dicht weißhaarig 
   Athamantha L.
39
Aus der grundst. Rosette entspringt meist nur eine Infloreszenzachse   ► 40
40
Basale Fiedern 2. Ordn. der Blattrhachis derart genähert, daß sie dort ein

Kreuz bilden (Abb. 2e); Sproßachse fast kahl, tief kantig gefurcht, bis 1,2

m hoch; Bltnknospen nicht selten intensiv rot 
  Libanotis Hill
40
Basale Fiedern 2. Ordn. anders angeordnet, nicht kreuzweise gestellt; Fr. schmal geflügelt; Sproßachse steifhaarig, kantig gefurcht, his 1 m hoch 
  Laserpitium prutenicum L.
41 (38)
Randblüten mäßig vergrößert, ihre Bltkrblätter kaum 2 mm lang;Frstacheln regellos angeordnet 
  Torilis japonica (Houtt.) DC.
41
Randblüten stark vergrößert, ihre Bltkrblätter bis über 10 mm lang oder bis über 4 mm breit; Frstacheln in Reihen angeordnet   ► 42
42
Dolden 2- bis 5-strablig; äußere Bltkrblätter breiter als lang 
  Caucalis latifolia L.
42
Dolden vielstrahlig; äußere Bltkrblätter sehr lang (bis 15 mm 
  Orlaya Hoffm.
43 (37)
Involucellarblätter 3(-4), einseitswendig, doldenperipher abgespreizt (Abb. 3k), zuw. am Grd. + verwachsen; Sproßachse kahl_ bläulich bereift,

an der Basis oft schmutzig-rot gefleckt; Fr. mit Wellig gekerbten Kippen;

Pfl. Übelriechend 
  Conium L.
43
Involucellarblätter allseitswendig   ► 44
44
Kelch fehlend od. als undeutlich 5-zähniger Saum ausgebildet   ► 47
44
Kelch deutlich 5-zähnig   ► 45
45
Frucht 8-flügelig, d.h. jedes Merikarp 4-flügelig 
  Laserpitium L.
45
Merikapien nicht oder nur am Rand geflügelt   ► 46
46
Frucht im Alter linsenf. zusammengedrückt, reife Merikarpien am Rand geflügelt; Bltkrblätter nicht oder nur wenig länger als breit, ihr eingeschlagenes Ende ± riemenförmig mit breiter, stumpfer Spitze (Abb. 3b 
  Peucedanum L.
46
Frucht walzlich. an der Spitze mit halsf. Verschmälerung, vom K. gekrönt;

Bltkrblätter nicht selten deutlich länger als breit, elliptisch bis ± keilförmig,

ihr eingeschlagenes Ende lang zugespitzt, seltener etwas riemenf. (Abb. 3e); Sumpf- u. Wasserpfl. 
  Oenanthe L.
47 (44)
Blattfiedern letzter Ordn. haarfein, ± quirl- od. quastenförmig angeordnet   ► 50
47
Blattfiedern letzter Ordn. breiter, nicht haarfein, nicht quirlig od. quastenförmig angeordnet   ► 48
48
Blätter überwiegend am Grund der Sproßachse rosettig angeordnet: Gebirgspfl. alpiner u. subalpiner Lagen 
  Ligusticum mutellinoides (Crantz)Villars
48
Blätter über die Sproßachse verteilt   ► 49
49
Involucralblätter zahlreich; 1-2 m hohe Gartenpfl., beim Zerreiben nach Maggi riechend 
   Levisticum Hill
49
Involueralblätter wenige (selten bis zu 12); 30-60 cm hohe Wildpfl. 
   Cnidium Cusson ex DC.
50 (47)
Gesamtumriß der Blätter lineal bis dünnwalzlich (Abb. 2f) 
  Carum verticillatum
50
Gesamtumriß der Blätter breiter, eif.-längl. bis 3-eckig; Pfl. aromatisch riechend 
   Meum Mill.
51 (36)
Involucralblätter 3 oder mehr   ► 59
51
lnvolucellarblätter 0-2 (wenn 2 und diese in einscitswendiger Anordnung: s. Bifora, Nr. 75)   ► 52
52
Fiedern letzter Ordnung ei- od. keilf. od. lineal, jedoch nicht haarfein; Bltkrblätter weiß, rötl. oder gelbl., meist ausgebreitet   ► 54
52
Fiedern letzter Ordn. haarfein; Bltkrblätter intensiv gelb, walzenförmig einwärtsgerollt und mit der Spitze das Griffelpolster ± berührend; Gartenpflanze   ► 53
53
Frucht ungeflügelt; Blattscheiden 3-5 cm lang; mützenförmig geöhrt; Bl. beim Zerreiben nach Fenchel riechend 
  Foeniculum Mill.
53
Frucht breit geflügelt, linsenf. Blattscheiden kurz, an der Spitze mit 2

Öhrchen; Sproßachse mit heller Längsstriemung; Bl, beim Zerreiben nach

Dill riechend 
  Anethum L.
54 (52)
Frkn. länglich, zuw. borstig behaart; Fr. 3-6mal so lang wie breit 
   Antriscus Pers.
54
Frkn. u. Frucht linsen- od. eiförmig od. kugelig, höchstens 2mal so lang wie breit   ► 55
55
Bltkrblätter ganzrandig od. etwas ausgerandet, weiß od, gelbl., zuw. rötl. überlaufen   ► 57
55
Bltkrblätter gekerbt od. bis zu 1/3 ihrer Länge gespalten, weiß oder rötlich   ► 56
56
Eingeschlagene Spitze der Bltkrblätter riemenf., zuw. etwas rinnig, ±

gleichmäßig um (180°-)270° (-360°) einwärts gebogen, wodurch in d. Seitenansicht eine ± Weite Öffnung beobachtbar ist (Abb. 3d); proximales Fiederpaar 2. Ordn. der Blattrhachis derart genähert, daß es dort ein Kreuz

bildet (Abb. 2e) ; besonders die Frucht mit Kümmelgeruch 
   Carum carvi L.
56
Eingeschlagene Spitze der Bltkrblätter riemenf., meist deutl. rinnig, mit

breiter, stumpfer od. geteilter Spitze, meist 1 abrupt um 180°-210° einwärts geknickt, wodurch in d. Seitenansicht nur eine schmale, schlitzf. Öffnung beobachtbar ist (Abb. 3e); proximales Fiederpaar 2. Ordn. in der

Regel der Blattrhachis nicht deutlich genähert; Pfl. ohne Kümmelgeruch 
  Pimpinella saxifraga L.
57 (55)
Fiedern letzter Ordn. breit, rundlich bis keilförmig; Blüten weiß; Gartenpfl. 
   Apium graveolens L.
57
Fiedern letzter Ordn. schmal-eif. bis lineal; Blüten ± gelblich; Wildpfl.

(wenn Fiedern breit, Bltkrblätter intensiv gelb u. walzenförmig eingerollt

Vgl. Pastinaca, Nr. Z8) 
  ► 58
58
Sproßachse schon am Grund sparrig verzweigt; die meisten Blüten eingeschlechtlich; Pfl. meist zweihäusig 
   Trinia Hoffm.
58
Sproßachse erst oberwärts verzweigt. Blüten zwittrig 
  Peucedanum carvifolia Villars
59 (51)
Frkn. u. Frucht kahl, zuw. mit höchstens 10 Reihen kurzer Borstenhaare besetzt u. dann Kelch fehlend (Myrrhis, Scandix)   ► 63
59
Frkn. u. Frucht dicht borstig, stachelig od. kurzhaarig, zuw. Borsten locker in Reihen sthd., dann aber Kelch deutl. 5-zähnig u. an der Frucht persistierend (Caucalis)   ► 60
60
Frkn. flaumig-kurzhaarig, im Alter zuw. Verkahlend 
  Seseli L.
60
Frkn. u. Frucht borstig od. Stachelig   ► 61
61
Kelch undeutl., allenfalls +- saumförmig; Frucht kurz geschnäbelt, Merikarpien mit aufwärts gekrümmten Borsten 
  Anthriscus Pers.
61
Kelch deutl. 5-zähnig (zuw. Kzähne den Frstacheln ähnlich u. von diesen etwas verdeckt); Frucht ungeschnäbelt   ► 62
62
Fruchtstacheln in Reihen angeordnet, zuw. nur als +- kurze Borsten ausgebildet 
   Caucalis L.
62
Fruchtstacheln regellos angeordnet 
   Torilis Adans.
63 (59)
Bltkrbl. weiß od. rötlich (beim Trocknen zuw. Vergilbend!)   ► 68
63
Bltkrbl. gelblich od. grünlich, zuw. rötlich überlaufen, ganzrandig od, ± ausgerandet, jedoch nie herzförmig; Fr. eif.. linsenf. oder elliptisch, höchstens doppelt so lang wie breit   ► 64
64
Pfl. meist mannshoch; Blattfiedern breit, gekerbt, gesägt 
  Angelica archangelica L.
64
Pfl. viel kleiner, höchstens 1 m hoch; Blattfiedern oft tief geteilt mit schmaleiförmigen bis linealen, seltener eif.-gezähnten (Petroselinum) Abschnitten   ► 65
65
Blattzipfel eiförmig gezähmt. Blätter meist kraus (nicht in eine Ebene aus- breitbar), beim Zerreiben mit Petersiliengeruch; Garlenpfl. 
  Petroselinum Hill
65
Blattzipfel schmal, nicht gezähnt; Wildpfl   ► 66
66
Einwärts gebogenes Ende der Bltkrbl. gleichmäßig in eine Spitze verschmälert (Abb. 3f); Grdblätter- zweifach gefiedert mit tief geteilten Fiedern; im Gebiet nur in den Vogesen 
  Salinum pyrenaeum (L.) Gouan
66
Einwärts gebogenes Ende der Bltkrbl. riemenf. od. verbreiten, ein- bis vier- spitzig (Abb. 3b)   ► 67
67
Grundblätter 3- bis 4-fach gefiedert; Involucellarblätter mit sehr schmalem weißem Hautrand 
   Silaum Mill.
67
Grundblätter einfach gefiedert; Fiedern tief geteilt mit schmal-eiförmigen bis linealen Zipfeln 
  Peucedanum carvifolia Villars
68 (63)
Involucellarblätter 2- od. mehrspaltig, selten ungeteilt; die peripher stehenden Bltkrbl. meist deutl. vergrößert, bis 4 mm lang, ungeteilt od. etwas ausgerandet (Abb. 3h); Frucht lang geschnäbelt (bis 6 cm lang) mit 2 Reihen kurzer Borsten auf dem Schnabel (Abb. 3i) 
  Scandix L.
68
Pfl. nicht mit diesen Merkmalen; Involucellarblätter stets ungeteilt; Frucht höchstens kurz geschnäbelt   ► 69
69
Frkn. rundlich, Frucht linsenf., eif. oder kugelig, höchstens 2mal so lang wie breit; Kelch fehlend, undeutl. od. deutl. 5-zähnig   ► 74
69
Zumindest an älteren Blüten Prkn. länglich, Frucht lineal bis länglich, 3- bis 6mal solang wie breit; Kelch stets undeutl. od. Fehlend   ► 70
70
Bltkrbl. vor allem am Rand deutl. Bewimpert 
   Chaerophyllum hirsutum L.(s.l.)
70
Bltkrbl.kahl   ► 71
71
Bltkrbl. flach, etwas gewölbt od. an der Spitze höchstens um 90° (selten bis 180°) einwärts gebogen, nie deutl. herzf. (Abb. 31) 
   Anthriscus Pers.
71
Bltkrbl. in eine mindestens 180° einwärts gebogene Spitze verschmälert, oft deutl. herzf. (Abb. 3g)   ► 72
72
Frucht nur am kurzen Schnabel 10-rippig. sonst glatt, glänzend, kahl; Gartenpfl. 
  Anthriscus cerefolium (L.) Hoffrn.
72
Frucht ungeschnäbelt, (im reifen u. trockenen Zustand) der ganzen Länge nach getippt; Wildpfl. (gelegentl, in Kultur genommen)   ► 73
73
Frucht bis 2 cm lang, reif glänzend braun, scharf gerippt, an den Kanten

ganz kurz borstenhaarig; Blätter etwas zottig behaart, beim Zerreiben stark

riechend 
  Myrrhis Mill.
73
Frucht kaum 1 cm lang, .stumpf getippt, kahl 
  Chaerophyllum L. em. Hoffm.
74 (69)
Involucellarblätter allseitswendig   ► 76
74
Involucellarblätter einseitswendig (Abb. 3k), meist 3; Blätter beim Zerrei- ben unangenehm riechend   ► 75
75
Frucht doppelkugelig, etwa doppelt so breit wie lang, ohne Rippen; Zipfel der obersten Blätter fadenförmig 
   Bifora Hoffm.
75
Frucht etwa so lang wie breit, deutl. gerippt; Blätter glänzend-dunkelgrün 
  Aethusa
76 (74)
Kelch deutl. 5-zähnig; Kelchzähne zuw. ungleich groß u. den Bltkrbl. gleichfarbig   ► 83
76
Kelch undeutl, 5-zähnig od. nur als Saum ausgebildet   ► 77
77
Fiedern letzter Ordn. 1,5-4 cm breit, ± scharf gesägt 
   Angelica sylvestris L.
77
Fiedern letzter Ordn. viel schmaler od. tief geteilt mit schmalen Abschnitten   ► 78
78
Sproßachse hohl; Bltkrbl. stets abstehend und ausgebreitet   ► 80
78
Sproßachse markig;Bltkrbl. häufig± aufrecht stehend (Abb. 3m)   ► 79
79
Sproßachse zur Gänze scharfkantig gefurcht; Fiedern letzter Ordn. mit

Weißer Stachelspitze; Bltkrbl, stets aufrecht. fast zus.neigend (Abb. 3m),

geflügelt (Länge der Flügel ca. 1/2 des Bltkrbl.); Fruchtrippen geflügelt 
  Selinum carvifolia (L.) L.
79
Sproßachse höchstens im oberen Bereich gefurcht; Fiedern letzter Ordn.

am Rand rauh; Bltkrbl. aufrecht ud. ausgebreitet, Länge der Flügel höch-

stens 1/3; Fruchtrippen hohl, aufgeblasen; im Gebiet nur in Ostpreußen 
  Cenolophinum Koch
80 (78)
Fiedern letzter Ordn, haarfein (s. auch Nr. 50) 
  Meum
80
Fiedern letzter Ordn. breiter, nicht haarfein   ► 81
81
Blüten oft rötlich; Involucellarblätter lanzettl., zuw, hautrandig; Gebirgspfl. 
   Ligusticum mutellina (L.) Crantz
81
Blüten stets weiß; Involucellarblätter pfriemlich   ► 82
82
Pfl. 60-150 cm hoch; Fruchtrippen geflügelt, die randst, breiter als die mittleren: Sproßachse bereift; Äste gefurcht; Blattscheiden aufgeblasen 
  Conioselinum Fisch.
82
Pfl. 30-60 cm hoch; Fruchtrippen schwach geflügelt 
  Cnidium Cusson ex DC.
83 (76)
Fiedern letzter Ordn. groß, herzeif. (2†3 cm breit) od. schmal lanzettl„ bis 6 cm lang   ► 86
83
Fiedern letzter Ordn. schmal-lineal, Blätter (wenigstens die mittleren Stgblätter) fein zerteilt   ► 84
84
Frucht kugelig; Kelch 5-zähnig, die beiden äußeren Kblätter deutlich län- ger; Randblüten vergrößert; alle Teile unangenehm (nach Wanzen) riechend 
   Coriandrum L.
84
Frucht walzlich. vom persistierenden Kelch gekörnt   ► 85
85
Sumpfpflanze; Kelchzähne lang zugespitzt; Griffel aufrecht; Sproßachse u. Blstiele zuw. aufgetrieben; Randblüten zuw. Vergrößert 
   Oenanthe L.
85
Landpflanze; Kelchzähne dreieckig, kurz; Griffel zurückgebogen: Involucellarblätter zuw. zu einer becherf., am Rand gezähnten Scheide verwachsen; Randblüten nie deutl. vergrößert 
   Seseli L.
86 (83)
Fiedern letzter Ordn. .schmal-lanzettlich. scharf gesägt; Stengelbasis in das aufrechte Rhizom übergehend, dieses hohl und durch Querwände gekammert, von möhrenartigem Geruch. Sumpfpfl. der Verlandungszone 
  Cicuta L.
86
Fiedern letzter Ordn. schief herz-eif., Frucht eif., geflügelt; feuchte Wiesen und Wälder 
   Angelica L.

Die Brauchbarkeit der Merkmale

Das Blatt ist nicht nur ein optisch auffälliges, sondern auch bestimmungstechnisch einfach zu handhabendes Merkmal, soweit ungeteilte, digitat oder dreizählig gefiederte Blätter in Betracht kommen. Hierher gehören an sich auch die einfach gefiederten Blätter vom pinnaten Typ, wobei es allerdings Varianten zu berücksichtigen gilt, die stark eingeschnittene Fiedern 1. Ordnung aufweisen, was im Extremfall bis zu doppelter Fiederung gesteigert sein kann. Dieser kontinuierliche Übergang belastet natürlich den Schlüssel, ist aber nicht zu umgehen, will man nicht auf die bequeme Ausgliederung so häufiger Taxa wie Pimpinella, Heracleum und Pastinaca verzichten.

Demgegenüber ist die Benutzung des Blattschnitts und des Gliederungsgrades nicht ideal, da das zweifach und höher (pinnat) gefiederte Blatt bekanntlich dem Großteil der hier in Betracht kommenden Umbelliferen eignet, der Grad der Fiederung vielfach doch beträchtliche Variationsbreite aufweist und die Form der Fiedern verbal nur unzureichend beschreibbar ist. Auch wenn wir uns um Zurückhaltung bei der Benutzung dieses Merkmalsbestandes bemüht haben. So zeigen doch die Nr. 16, 17, 19, 57, 86, dass man seiner kaum entraten kann. Durch Hilfskriterien und Hinweise auf Zeichnungen ist die Gefahr der Fehlbestimmung allerdings minimalisiert, und falls jemand durch die Alternative von Nr. 16 dennoch fehlgeleitet wird, führt ihn die Nr. 20 wieder auf den richtigen Weg zurück.

Involucral- und lnvolucellarblättchen sind hinsichtlich ihrer Anzahl und ggf. ihrer Fiederung zweifelsohne ein hervorragend gut geeigneter Merkmalskomplex, Wobei allerdings die diesbezügliche Variationsbreite mancher Arten dazu nötigt, sie entweder im Schlüssel doppelt zu führen oder sie dann doch mittels anderer Merkmale zu trennen. Kronblattmerkmale sind an sich nicht ungeeignet selbst zur Auftrennung größerer Gruppen (z.B. Saniculoideen), werden hierfür aber nicht eingesetzt, da augenfälligere Charaktere hier gut greifen (bei den Saniculoideen z.B. die besondere Form der Infloreszenzen und die digitate Blattgliederung). Aber sie werden zur Auftrennung kleiner Gruppen erfolgreich eingesetzt (vgl. Nr. 56, 66, 71). A Das Nämliche gilt für die Benutzung der Blütenfarbe als Hauptkriterium. Dieses Merkmal ist - so verführerisch seine Benutzung für Frischmaterial erscheint für Herbar- oder gar Alkoholmaterial extrem problematisch.

Wenn man sich dieser Schwierigkeit bewusst ist, kann man aber die Hilfskriterien doch so einrichten, dass falsche Entscheidungen ausgeschlossen sind (vgl. Nr. 63). Die Fruchtmerkmale werden als erstrangige Kriterien dann benutzt, wenn sie am anthetischen Material bereits auszumachen sind. Dies zu betonen ist wichtig, weil man die diesbezüglichen Bemerkungen in der Einleitung möglicherweise dahingehend missdeuten könnte, daß es uns um die totale Eliminierung grundsätzlich aller fruchtmorphologischen Kriterien gehe. Das ist nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um den Versuch, ohne sie auszukommen, und zwar genau dann, wenn sie erfahrungsgemäß erst spät an den schon fast reifen Früchten auftreten. Bei Chaerophyllum, Anthriscus und Myrrhis ist die schlanke Form der Früchte aber schon bald nach dem Aufblühen erkennbar, weshalb die auch anderwärts (SCHMEIL-FITSCHEN 1982: 241, Nr. 56; OBERDORFER 1983: 694, Nr. 55) so gehandhabte Abtrennung dieser Gruppe beibehalten werden konnte. - In vielen Fällen lässt sich auch die Frage gut entscheiden, ob der Fruchtknoten mit Emergenzen besetzt oder kahl ist (Vgl. Nr. 37 und 59). Demgegenüber ist die Feststellung der speziellen Form der Emergenzen bei ganz jungem Material mit einigen Unsicherheiten belastet. Eine in diesem Sinne nicht ganz befriedigende Alternative ist die (aus SCHMEIL-FITSCHEN 1982: 244, Nr. 29 übernommene) Nr. 38, von der freilich nur eine kleine und ausgefallene Gruppe betroffen ist: Athamantha, Libanotis, Laserpitium prutenicum. - Dass die Fruchtmerkmale daneben weiterhin zur Abrundung und Ergänzung des differenzierenden Merkmalsbestandes nützlich sind und hier auch so eingesetzt werden, versteht sich von selbst.

Der Gesamtaufbau des Schlüssels im Vergleich

Da die Priorität der in dem vorgelegten Schlüssel verwendeten Bestimmungskriterien weitgehend anders gesetzt wurde als in den vergleichbaren Schlüsseln, sind in dessen Großstruktur auch wenig Beziehungen zu den anderen erkennbar. Übereinstimmung herrscht lediglich bei einigen Kleingruppen, wie z.B. Chaerophyllum-Anthrscus-Myrrhis sowie dem Schluss ab Nr. 76, der mit geringfügigen Änderungen aus SCHMEILL-FITSCHEN (1982: 2417242) übernommen wurde.

Insgesamt liegt die Anzahl der Großgruppen mit 11 in unserem Schlüssel fast doppelt so hoch wie bei den anderen. Dies verkürzt statistisch den Bestimmungsweg für das einzelne Taxon. Demgegenüber liegt unser Bestimmungsschlüssel mit 86 Dichotomien um 10 bis 20 Stellen höher, was den Gang statistisch verlängert. Dies wurde in Kauf genommen zugunsten einer verbesserten Sicherheit, derentwegen ungewöhnlich viele Gattungen zerlegt und viele Taxa doppelt und dreifach geführt sind. Wenn man die Bestimmungsbäume unter der Fragestellung vergleicht, wann ein Fruchtmerkmal in der Hauptlinie des Bestimmungsweges (also nicht am Ende von Seitenästen) erstrangig und unumgänglich eingesetzt ist, kommt man zu dem überraschenden Befund: Im Schlüssel von SCHMEILL-FITSCHFN (1982) schon bei der Dichotomie Nr. 4, im Schlüssel von ROTHMALER G982) bei Nr. 5, in dem von OBERDORFER (1983) bei Nr. 20, in unserem Schlüssel aber erst bei Nr, 59. - Bei genauerem Hinsehen kann man auch bemerken, daß in unserem Schlüssel der Bestimmungsweg im Höchstfall über vier Dichotomien mit fruchtmorphologischen Kriterien läuft - das gilt für Torilis div. spec., Caucalis, Chaerophyllum div. spec. und Myrrhis -, während dies bei OBERDORFER 5, bei SCHMEIL-FITSCHEN 6 und bei ROTHMALER 7 sein können.

Das sind unseres Erachtens einige deutliche Verbesserungen sowohl für den Feldbiologen als auch den floristisch unerfahrenen Anfänger. Während mehrerer Jahre ist der Schlüssel in den von uns an der R.W.T.H. Aachen durchgeführten Pflanzenbestimmungsübungen sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene getestet worden.

Zusammenfassung

Es wird ein neuer Schlüssel für die mitteleuropäischen Umbelliferengattungen vorgestellt, der sich von den vergleichbaren Schlüsseln vor allem darin unterscheidet, dass er solche fruchtmorphologischen Merkmale als erstrangige Kriterien ausschließt oder wenigstens in periphere Äste des Entscheidungsbaums drängt, die noch nicht am blühenden Material direkt. sondern erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Fruktifikationsphase auszumachen sind. Stattdessen wird mit einigen neuerschlossenen Merkmalen aus dem Blütenbereich gearbeitet. Verweise an kritischen Stellen dienen als Sicherungen und erlauben sowohl dem Feldbiologen als auch dem weniger geübten Anfänger zuverlässige Determinationen.


Literatur

  • Froebe, H.A., Adolf, G. & Jahnke, Ch. 1981: Das Lobulum inflexum - ein vernachlässigtes Merkmal der Apiaceen-Blüten. - Beitr. Biol. Pflanzen 56: 243-274.
  • Fournier, P. 1977: Les quatres Flores de la France. 2. Aufl. - Paris.
  • Hess, H.E., Landolt, E & Hirzel, R. 1977; Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete. 2. Aufl. - Basel & Stuttgart.
  • Lid, J. 1974: Norsk og Svensk Flora. - Oslo.
  • Oberdorfer, E. 1983: Pflanzensoziologische Exkursionsflora, 5. Aufl. - Stuttgart.
  • Rothmaler, W. 1976: Exkursionsflora von Deutschland. Atlas der Gefäßpflanzen. 8. Aufl. - Berlin.
  • Rothmaler, W. 1982: Exkursionsflora von Deutschland. 11. Aufl. - Berlin.
  • Schmeil, O. & Fitschen, J. 1982: Flora von Deutschland uncl seinen angrenzenden Gebieten. 87. Aufl. - Heidelberg.
  • Schmitz, J. & Froebe, H.A. 1986: Bestandsaufnahme der Kronblattstrukturen der mitteleuropäischen Umbelliferen und die Frage ihrer taxonomischen Auswertung. - Bot. Jahrb. Syst. 106: 337-357.
  • Thellung, A. 1925: Umbelliferae. In: Hegi, G., Illustrierte Flora von Mitteleuropa V/2: 926-1537. - München.

Anschrift der Verfasser:
Prof. Dr. Hans Froebe, Joachim Schmitz, Botanisches Institut der R.W.T.H. Aachen, Sammelbau Biologie, D-5100 Aachen.

Quelle: Offene Naturführer, Das Wiki zu Bestimmungsfragen: Schlüssel für die Umbelliferengattungen Mitteleuropas (Froebe und Schmitz) (Zuletzt geändert:
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29 Januar 2017 18:57:13). Abgerufen am 2. Juni 2025, 06:38 von https://offene-naturfuehrer.de/web/Schlüssel_für_die_Umbelliferengattungen_Mitteleuropas_(Froebe_und_Schmitz)