Wald-Schlüsselblume (Pflanzentafel Natura Miriquidica e.V.)/Verwendung

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Stichwort Teil der Pflanze Quellenangaben, Anmerkungen, Weiterführendes
Tee; Wildpflanzengärten; Zierpflanze gesamte PflanzeWillkomm (1901), S. 99: »… deren es zwei Arten gibt: P. officinalis und P. elatior. Von beiden werden die wohlriechenden Blüten zu Thee benutzt.… Auch die ebenfalls gelbblumige P. acaulis pflegt Himmelschlüssel genannt zu werden. Aus ihr, sowie aus P. elatior sind durch Kultur und Kreuzungen die ebenfalls mit verschiedenfarbigen Blumen begabten Gartenprimeln entstanden. …«

Anm.: Pflanzen, die wild wachsen, sind in Deutschland gesetzlich „besonders“ geschützt nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2021), daher nur Pflanzen verwenden, die man aus Samen im Garten hat wachsen lassen.

Biergewürz; Gewürz bei Vergärung; Nerven stärkend (Volksheilkunde); Niespulver; Salat; Wildgemüse- und Gewürzpflanze; gekochtes Gemüse; in Essig eingemacht Blätter; WurzelBraune, Bd. 1, 1797 »162 Höhere Schlüſſelblume. Primula elatior
Gebrauch. Sie iſt ebenbenfalls ſehr brauchbar, die Blätter dieſer, und auch der vorigen Art können als Salat geseſſen werdan in England werden ſie als Gemüſe gekocht, oder in Eſſig eingemacht; ſie ſind auch nicht allein weich und nährend, ſondern ſtärken vorzüglich die Nerven. Die Wurzel hat einen angenehmen Geruch, welchen ſie auch dem Biere mittheilet, und an einigen Orten dazu gebraucht wird; die Wurzel getrocknet, und zu Pulver zerſtoſſen, erreget das Nieſſen, wenn man von dem Pulver ſchnupfet (4 f.)«

Anm.: (4 f.) Koroker. flor. files. n. 299. p. 301.

Pflanzen, die wild wachsen, sind in Deutschland gesetzlich „besonders“ geschützt nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2021), daher nur Pflanzen verwenden, die man aus Samen im Garten hat wachsen lassen.

Drogengewinnung WurzelBährle-Rapp (2012), S. 470: »Gewinnung: Droge aus der Wurzel.

Hauptbestandteile: Triterpensaponine, Phenolglykoside, Zucker, Zuckeralkohole, Gerbstoff.«

Anm.: Pflanzen, die wild wachsen, sind in Deutschland gesetzlich „besonders“ geschützt nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2021), daher nur Pflanzen verwenden, die man aus Samen im Garten hat wachsen lassen.

Volksheilkunde gesamte PflanzeTreben (2017), S. 470: »Die weitverbreitete »Hohe Schlüsselblume« (Primula elatior), die fast auf allen Wiesen, an Waldrändern und unter Gebüschen wächst, trägt auf ihrem hohen Stengel eine hellgelbe Blütendolde, die nur schwach duftet. Sie ist in der Heilkraft der ›Echten Himmelschlüssel‹ ebenbürtig und kann genauso verwendet werden.«

Anm.: Pflanzen, die wild wachsen, sind in Deutschland gesetzlich „besonders“ geschützt nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2021), daher nur Pflanzen verwenden, die man aus Samen im Garten hat wachsen lassen.

Pürre, Salate, Suppen; Wildgemüse- und Gewürzpflanze BlätterMachatschek (2010), S. 79: »Mit den Blättern von Erd-, Arznei-, Wald- oder Hoher Schlüsselblume, Clusius-Primel und Aurikel (Primula vulgaris, P. veris, P. elatior, P. clusiana, P. auricula) genauso wie von jenen des Gänse- und Silber-Fingerkrauts (Potentilla anserina, P. argentea) stellte man Püree, Salate und Suppen her.«

Anm.: Pflanzen, die wild wachsen, sind in Deutschland gesetzlich „besonders“ geschützt nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2021), daher nur Pflanzen verwenden, die man aus Samen im Garten hat wachsen lassen.

Aufguss - Gicht lindernd (Hildegard); Herz - Melancholie vertreiben (Hildegard); Herz - böse Geister vertreiben (Hildegard); Kopf - heilend auf Körper und Geist (Hildegard); Kraft der Sonne (Hildegard); schmerzendes Glied - heilend auf Körper und Geist (Hildegard) gesamte PflanzeBingen u.a. (Physica, Bd. 3, 2014), S. 162: »himelsluzel(a) ‘Schlüsselblume, primula’
ahd. –, mhd. himelsluzzel
Hildegards Wortendung mit -la/-le dürfte eher diminuierend als pluralisch zu werten sein. Die Schlüsselblume speichert die Kraft der Sonne und kann deshalb auf das Herz gelegt Melancholie und böse Geister vertreiben. Auf den Kopf oder ein schmerzendes Glied gebunden wirkt die Pflanze heilend auf Körper und Geist. Gicht im ganzen Körper wird gelindert, wenn sie im Getränk gelegen hat.

EtWbAhd 4,1013; Müller Nr. 60
himelsluzela F I, Reg 199
himelschluzela S I,199
hymmelschlüssela S I, Reg 199
himelslůzele F I,199
himelsluzele F Anh 398,210
hymelsluzele W I,199
hymmelslußel P+V I,199
hymmelsloßel P+V I,199
hemelslussel B I, Reg 199,199«

Anm.: Es ist nicht ganz klar, welche Schlüsselblume von Hildegard gemeint ist, wahrscheinlich eher Primula veris L. (syn. Primula officinalis (L.) Hill)

EtWbAhd = Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Von Albert L. Lloyd und Rosemarie Lühr. Bisher 4 Bände, Göttingen 1988 ff.
Müller, Irmgard (1982): Die pflanzlichen Heilmittel bei Hildegard von Bingen. Salzburg.

Pflanzen, die wild wachsen, sind in Deutschland gesetzlich „besonders“ geschützt nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2021).

Hustenteemischung; Schleimhautentzündung; Tee (auswurffördernd); Tee (schleimlösend) WurzelEnnet u.a. (1990: Heilpflanzen und Drogen), S. 290: »Hohe Schlüsselblume, Gewöhnliche Schlüsselblume‚ Hohe Primel, Waldprimel, Waldschlüsselblume, Primula elatior: ausdauernde, bis 30 cm hohe Pflanze aus der Familie der Primelgewächse (Primulaceae). (…) Drogengewinnung: die Wurzelstöcke und Wurzeln werden im Oktober gegraben, gewaschen und mit künstlicher Wärme bei Temperaturen bis 45 °C getrocknet.

Drogenbeschreibung: die Droge (Primelwurzel, Radix Primulae, Primulae radix) besteht aus den getrockneten Wurzelstöcken und Wurzeln. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch die 1 bis 3 mm dicken, bräunlichen, schwach längsfurchigen, brüchigen Wurzelstücke und grobhöckerige, braune, harte Wurzelstockstücke. Die Droge besitzt einen schwach eigentümlichen Geruch und schmeckt widerlich kratzend.

Inhaltsstoffe: die Primelwurzel enthält bis 10 % Triterpensaponine, Phenolglykoside, Zucker und Zuckeralkohol sowie Gerbstoff.

Wirkung und Verwendung: der Primelwurzeltee wirkt aufgrund des Saponingehaltes schleimlösend und auswurffördernd. Er wird zur unterstützenden Behandlung von Katarrhen der oberen Luftwege, Husten und Heiserkeit verwendet. Die Droge ist auch Bestandteil von Hustenteemischungen. Zur Bereitung des Teeaufgusses wird 1/4 bis 1/2 Teelöffel Droge (0,5 bis 1 g) mit 1 Tasse (150 ml) Wasser zum Sieden gebracht und 5 bis 10 Minuten stehengelassen. Der Teeaufguß wird durch ein Sieb abgegossen. Mehrmals täglich wird 1 Tasse Tee, auch mit Honig gesüßt, getrunken.

Nebenwirkungen: bedingt durch die Reizwirkung der Saponine können bei zu hoher Dosierung Übelkeit, Brechreiz und Durchfall auftreten.

Anm.: Katarrh = Schleimhautentzündung
(siehe https://www.dwds.de/wb/Katarrh »… zu katárrhūsgriech (κατάρρους) ‘Schnupfen’, eigentlich ‘das Herabfließen’ < katarrhé͞ingriech (καταρρεῖν) ‘herabfließen’«)

Pflanzen, die wild wachsen, sind in Deutschland gesetzlich „besonders“ geschützt nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2021), daher nur Pflanzen verwenden, die man aus Samen im Garten hat wachsen lassen.

Drogenverwendung Blätter; Blüten; WurzelHayne (Bd.  3, 1813), Nr. 35: »PRIMULA ELATIOR […] Nach einigen wurden von der Primula elatior in altern Zeiten die Wurzel, Blätter und Blumenkronen gesammelt, und in den Apotheken unter den Nahmen Radix, Herba et Flores Paralyseos aufbewahrt, andre hingegen wollten, daſs sie von der Primula veris genommen werden sollten.«

Anm.: Pflanzen, die wild wachsen, sind in Deutschland gesetzlich „besonders“ geschützt nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2021), daher nur Pflanzen verwenden, die man aus Samen im Garten hat wachsen lassen.


Weiterführende Literatur

Bingen, H. v.; Hildebrandt, R. & Gloning, T. (Hrsg.) 13. Mai 2014: Physica. Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum. Band 3: Kommentiertes Register der deutschen Wörter. Bd. 3, De Gruyter, Berlin, Boston, ISBN 978-3-11-035326-6, S. I–IX, 1–420 (https:/​/​www.​degruyter.​com/​view/​title/​320807, abgerufen am 19. Oktober 2020).
Braune, F. A. v. 1797: Salzburgische Flora, oder Beschreibung der in dem Erzstifte Salzburg wildwachsenden Pflanzen, nebst Angabe ihrer Wohnorte, Blühezeiten, Dauer, Gestalt u. ihrer Anwendbarkeit in der Heilkunde und Haushaltungswissenschaft, und ihrem Nutzen für Mahler, Färber, Gärber, Bienenzieher, Förster und Landwirthe. Bd. 1., Verlag Mayersche Buchhandlung, Salzburg (mit Kupfernhttps:/​/​www.​biodiversitylibrary.​org/​item/​217296, abgerufen am 30. Januar 2019).
Bährle-Rapp, M. 2012: Springer Lexikon Kosmetik und Körperpflege. 4. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg, ISBN 978-3-642-24687-6, S. I-VIII, 1–6551 (92 schwarz-weiß Abbildungen, 57 Abbildungen in Farbe).
Ennet, D., Hiller, K., Krausch, H., Filtzer, S., Starke, R., Mahler, A., Wigger, G., Fleischer, K. & Kunze, R. 1990: Heipflanzen und Drogen. In: BI-Lexikon. 2. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig, ISBN 3-323-00191-5, S. 1-368, 1-128 (512 Farbillustrationen).
Floraweb Bundesamt für Naturschutz o.J.: floraweb.de. (http:/​/​www.​floraweb.​de).
Hayne, F. G. 1813: GETREUE DARSTELLUNG UND BESCHREIBUNG DER IN DER ARZNEYKUNDE GEBRÄUCHLICHEN GEWÄCHSE, WIE AUCH SOLCHER, WELCHE MIT IHNEN VERWECHSELT WERDEN KÖNNEN. Bd. 3, Auf Kosten Verfassers, Berlin, S. 1–48, Tafeln 1-48 (https:/​/​www.​biodiversitylibrary.​org/​item/​199767).
Machatschek, M. 31. Dezember 2010: Wildkräuter als Nahrung: eine allgemeine Übersicht europäischer Wildkräuter für Nahrungszwecke. In: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Wie viele Arten braucht der Mensch? Eine Spurensuche. Böhlau Verlag, Wien, ISBN 978-3-205-78516-3, S. 65–124, doi:10.7767/boehlau.9783205790709.65 (https:/​/​www.​vr-elibrary.​de/​doi/​10.​7767/​boehlau.​9783205790709.​65, abgerufen am 17. September 2020).
Treben, M. 2017: Gesundheit aus der Apotheke Gottes. Narayana Verlag, ISBN 978-3-85068-090-5, S. 1-156.
Willkomm, M. 1901: Bilder-Atlas des Pflanzenreichs nach dem natürlichen System. 4. Auflage. J.F.Schreiber, Esslingen, München, doi:10.5962/bhl.title.56595 („124 feine Farbendrucktafeln mit über 600 Abbildungen und 143 Seiten beschreibender Text“).
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