Was sind Pflanzengallen? Pflanzengallen sind Wucherungen an Pflanzen, die durch andere Organismen, oft Pilze, Milben oder Insekten hervorgerufen werden. Dabei kann es sich um wenig spektakuläre Deformationen von einzelnen Blättern oder ganzen Triebspitzen handeln, doch es gibt auch sehr auffällige Gallen, die meist spezifische Formen aufweisen, die nicht selten an Früchte erinnern. Daher kommen deutsche Bezeichnungen wie „Kartoffelgalle“, „Schlafapfel“ oder „Ananasgalle“. Im Inneren der Gallen ernähren und entwickeln sich die Nachkommen der Erreger. Sie sind dort geschützt vor Feinden und profitieren von gleich bleibenden mikroklimatischen Bedingungen. In vielen Gallen wird sogar ein spezielles Nährgewebe gebildet, das besonders viel Kohlenhydrate, Proteine oder Fette enthält und den Larven als Nahrung dient.
Wie bestimmt man Pflanzengallen? Da viele Gallerzeuger stark spezialisiert sind und deshalb meist nur an einer Pflanzenart Gallen erzeugen können, die dann meist auch eine eindeutige Form haben, lassen sie sich oft recht leicht bestimmen. Jedoch ist es unerlässlich, die Pflanzenart, oder wenigstens die Gattung zu kennen, an der eine Galle gefunden wurde. Für den Fall dass Sie sich hierbei nicht sicher sind, finden Sie hier einen knappen Bestimmungsschlüssel für Pflanzengattungen. Mit diesem Schlüssel können Sie zunächst die Wirtspflanze bis zur Gattung bestimmen, und anschließend dann in nach Wirtspflanzen-Gattung getrennten Schlüsseln anhand von Beschreibungen und Bildern die Pflanzengallen, oder genauer gesagt deren Verursacher bestimmen. Die Galle wird anhand ihrer Position an der Wirtspflanze und ihrem Aussehen identfiziert. Manchmal kann es notwendig sein, die Galle zu öffnen um den Erreger genauer zu untersuchen.
Schnellzugriff
Die folgende Liste ermöglicht eine schnelle Übersicht über die behandelten Wirte, die Verlinkungen führen zu den Unterschlüsseln. Im Anschluss folgt ein eigener Bestimmungsschlüssel, der helfen kann die Wirtspflanze (allerdings nur die hier behandelten) auszuschlüsseln.
Holzige Pflanzen:
Krautige Pflanzen:
Häufige Pflanzengallen in Deutschland
1 | | Wirtspflanze verholzt (Bäume und Sträucher) | ► 2 |
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1 | * | Wirtspflanze nicht verholzt | ► 14 |
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2 | | | |
2 | * | Laubbaum oder Strauch (Blätter laubartig, einfach oder gefiedert) | ► 3 |
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3 | | Pflanze baum- oder strauchförmig, nicht rankend | ► 4 |
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3 | * | Pflanze rankend. Blätter wechselständig, eiförmig oder herzförmig, 3 bis 5 lappig, unterseits behaart, bis 15 cm lang. Sprossranken sitzen den Blättern gegenüber. Blüten gelbgrün und in Rispen angeordnet, Früchte kugelig, saftig, dunkelviolett bis grünlich | | Weinrebe – Vitis L. |
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4 | | | |
4 | * | Blätter einfach (ganzrandig oder gelappt, aber nie vollständig geteilt) | ► 7 |
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5 | | Blätter gegenständig. Hoher Laubbaum, Blätter unpaarig gefiedert mit 9–15 schmalelliptischen Fiederblättchen, Knospen matt schwarz. Bei den Früchten handelt es sich um zungenförmig geflügelte Nussfrüchte. | | Esche - Fraxinus L. | |
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5 | * | Blätter wechselständig | ► 6 |
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6 | | | |
6 | * | | |
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7 | (4) | | |
7 | * | Blätter wechselständig | ► 10 |
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8 | * | Blätter nicht gelappt | ► 9 |
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9 | | | |
9 | * | | |
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10 | (7) | Blätter deutlich gelappt oder gebuchtet | ► 11 |
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10 | * | Blätter ganzrandig, nicht gelappt oder gebuchtet, nur am Rand gezähnt, gesägt, gekerbt oder leicht gewellt | ► 12 |
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11 | | Blätter fiederförmig gebuchtet, Wirtspflanze baumförmig, ohne Dornen | | Eiche – Quercus L. | |
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11 | * | Blätter unregelmäßig 3–5-lappig oder tief gebuchtet, Pflanze mit Sproßdornen | | Weißdorn – Crataegus L. | |
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12 | (10) | Blätter herzförmig, auf der Blattunterseite in den Aderwinkeln weißlich oder braun behaart | | Linde – Tilia L. | |
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12 | * | Blätter von anderer Form | ► 13 |
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13 | a | Blätter schmal elliptisch bis breit eiförmig, Blatt kahl oder dicht behaart, Blattrand leicht gesägt, baum-oder strauchförmig, Blüten in Kätzchen, Knospen scheinbar von nur einer Knospenschuppe umgeben | | Weide – Salix L. |
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13 | b | Blätter dreieckig, eiförmig oder rhombisch, zum Teil gelappt, Blüten in Kätzchen | | Pappel – Populus L. |
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13 | c | Blätter eiförmig, bei A. glutinosa Blattspitze abgerundet mit Einkerbung. Blüten in Kätzchen, diese zur Fruchtreife verholzend | | Erle – Alnus L. |
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13 | d | Blätter eiförmig, Blattrand wellig-buchtig, beiderseits grün, Hauptadern unterseits schwach behaart, junge Blätter am Rand lang weiß behaart, Frucht mit vierklappigem Fruchtbecher (Bucheckern) | | Buche – Fagus L. |
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13 | e | Blätter eiförmig, Blattrand meist gesägt, am oberen Ende des Blattstiels oft zwei Nektardrüsen, Blüten weiß, fünfzählig, Steinfrüchte. | | Kirsche, Schlehe, Pflaume – Prunus L. |
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13 | f | Blätter rundlich bis breit eiförmig, rau, Blattrand gesägt, Basis der Blattspreite meist deutlich schief, Frucht geflügelte Nuss. | | Ulmus – Ulmus L. |
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13 | g | Blattspreite faltig, eiförmig elliptisch, doppelt gesägt, Nerven unterseits stark hervortretend. Blüten in Kätzchen. Früchte in lockeren hängenden Fruchtständen | | Hainbuche – Carpinus L. | |
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14 | (1) | Ganze Pflanze mit Milchsaft | ► 15 |
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14 | * | Pflanze ohne Milchsaft | ► 16 |
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15 | | Gelbblühende Asteraceae mit lang-eiförmigen bis lanzettlichen, stark gezähnten Blättern in einer grundständigen Rosette | | Löwenzahn – Taraxacum L. | |
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15 | * | | |
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16 | (14) | Blätter fiederförmig geteilt oder tief fiederspaltig | ► 17 |
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16 | * | Blätter einfach, gelappt, gebuchtet oder gesägt | ► 19 |
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17 | | Blätter dreizählig oder fünfzählig gefiedert | ► 18 |
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17 | * | Blätter unpaarig gefiedert, oft kleinere Fiederblättchen zwischen den größeren, Blüten weiß, in endständiger Doldentraube angeordnet | | Mädesüß – Filipendula L. | |
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18 | | Blätter fünfzählig gefiedert, unterste Fiederblättchen sitzen direkt am Stängel, Blüten zygomorph, gelb | | Hornklee – Lotus L. | |
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18 | * | Blätter dreizählig gefiedert, oft nur auf einer Seite fiederspaltig, auf der anderen ungeteilt. Blüten klein, weiß, fünfzählig, in Doppel-Dolde angeordnet | | Giersch – Aegopodium L. |
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19 | (16) | | |
19 | * | Blätter gegenständig | ► 20 |
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20 | | Blätter eiförmig, tief gesägt, gegenständig. Männliche und weibliche Blüten grün-weißlich, in Rispen angeordnet. Berühren der Pflanze führt zu brennendem Schmerz. Sehr häufig, bildet auf ausgedehnte Bestände | | Brennnessel – Urtica L. | |
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20 | * | Blätter nierenförmig bis rundlich-herzförmig, Blattrand grob gekerbt, Blätter meist nicht breiter als 3 cm. Nicht-blühende Sprosse oft kriechend auf dem Boden. Blüten zygomorph, blau-violett | | Gundermann – Glechoma L. |
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Quellen:
Aas, G. & Riedmiller, A. 1987: Bäume. Gräfe und Unzer Verlag, München, S. 255.
Buhr, H. 1965: Bestimmungstabellen der Gallen (Zoo- und Phytocecidien) an Pflanzen Mittel- und Nordeuropas. VEB Gustav Fischer Verlag, Jena (2 Bände, 1572 Seiten und 25 Tafeln, mit zahlreichen Abbildungen).
Fitschen, J. 1994: Gehölzflora. Quelle und Meyer Verlag, Heidelberg, Wiesbaden.
Hecker, U. 1998: Bäume und Sträucher. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, S. 479.
Hörandl, E., Florineth, F. & Hadacek, F. 2002:
Weiden in Österreich und angrenzenden Gebieten. Eigenverlag des Arbeitsbereichs Ingenieurbiologie und Landschaftsbau, Institut für Landschaftsplanung und Ingenieurbiologie, Universität für Bodenkultur, Wien,
ISBN 3-9501700-0-6, S. 164.
Kopelke, J. 1999: Gallenerzeugende Blattwespen Europas. Taxonomische Grundlagen, Biologie und Ökologie (Tenthredinidae: Nematinae: Euura, Phyllocolpa, Pontania). In: Courier Forschungsinstitut Senckenberg. Bd. 212, S. 182.
Redfern, M. & Shirley, P. 2002: British Plant Galls. Identification of galls on plants and fungi. In: Field Studies Council Publication. S. 324.
Ross, H. 1911: Die Pflanzengallen (Cecidien) Mittel- und Nordeuropas: ihre Erreger und Biologie und Bestimmungstabellen. Gustav Fischer Verlag, Jena, S. 350.
Ross, H. 1932: Praktikum der Gallenkunde (Cecidologie). Entstehung, Entwicklung, Bau der durch Tiere und Pflanzen hervorgerufenen Gallbildungen sowie Ökologie der Gallenerreger. Springer Verlag, Berlin, S. 312.
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