Häufige Pflanzengallen in Deutschland (Alexandra Kehl)

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Hinweis: Dieser Schlüssel ist mit dem Autornamen gekennzeichnet und die Mitarbeit ist auf Alexandra Kehl beschränkt. Auf der Diskussionsseite sind Kritik und Verbesserungsvorschläge willkommen!
Diese Arbeit ist eine Originalarbeit, die erstmalig hier publiziert ist.
Zitiervorschlag: Kehl, A. 2010. Häufige Pflanzengallen in Deutschland. Offene Naturführer, http:/​/​offene-naturfuehrer.​de/​wiki/​Häufige_​Pflanzengallen_​in_​Deutschland_​(Alexandra_​Kehl)

Was sind Pflanzengallen? Pflanzengallen sind Wucherungen an Pflanzen, die durch andere Organismen, oft Pilze, Milben oder Insekten hervorgerufen werden. Dabei kann es sich um wenig spektakuläre Deformationen von einzelnen Blättern oder ganzen Triebspitzen handeln, doch es gibt auch sehr auffällige Gallen, die meist spezifische Formen aufweisen, die nicht selten an Früchte erinnern. Daher kommen deutsche Bezeichnungen wie „Kartoffelgalle“, „Schlafapfel“ oder „Ananasgalle“. Im Inneren der Gallen ernähren und entwickeln sich die Nachkommen der Erreger. Sie sind dort geschützt vor Feinden und profitieren von gleich bleibenden mikroklimatischen Bedingungen. In vielen Gallen wird sogar ein spezielles Nährgewebe gebildet, das besonders viel Kohlenhydrate, Proteine oder Fette enthält und den Larven als Nahrung dient.

Wie bestimmt man Pflanzengallen? Da viele Gallerzeuger stark spezialisiert sind und deshalb meist nur an einer Pflanzenart Gallen erzeugen können, die dann meist auch eine eindeutige Form haben, lassen sie sich oft recht leicht bestimmen. Jedoch ist es unerlässlich, die Pflanzenart, oder wenigstens die Gattung zu kennen, an der eine Galle gefunden wurde. Für den Fall dass Sie sich hierbei nicht sicher sind, finden Sie hier einen knappen Bestimmungsschlüssel für Pflanzengattungen. Mit diesem Schlüssel können Sie zunächst die Wirtspflanze bis zur Gattung bestimmen, und anschließend dann in nach Wirtspflanzen-Gattung getrennten Schlüsseln anhand von Beschreibungen und Bildern die Pflanzengallen, oder genauer gesagt deren Verursacher bestimmen. Die Galle wird anhand ihrer Position an der Wirtspflanze und ihrem Aussehen identfiziert. Manchmal kann es notwendig sein, die Galle zu öffnen um den Erreger genauer zu untersuchen.

Schnellzugriff

Die folgende Liste ermöglicht eine schnelle Übersicht über die behandelten Wirte, die Verlinkungen führen zu den Unterschlüsseln. Im Anschluss folgt ein eigener Bestimmungsschlüssel, der helfen kann die Wirtspflanze (allerdings nur die hier behandelten) auszuschlüsseln.

Holzige Pflanzen:


Krautige Pflanzen:


Häufige Pflanzengallen in Deutschland
Piktogram für den Schlüssel
Von: Alexandra Kehl
Geographischer Geltungsbereich: Deutschland — Mitarbeit begrenzt auf: Alexandra Kehl — Stand: beendetBisherige Koautoren: Alexandra Kehl
1
Wirtspflanze verholzt (Bäume und Sträucher)   ► 2
1*
Wirtspflanze nicht verholzt   ► 14
2
Nadelbaum (Blätter nadelförmig) 
  Fichte – Picea A. Dietr.
Bis 50 m hoher, geradwüchsiger Nadelbaum, Nadeln sitzen auf kleinen braunen Nadelkissen des Triebes. Die Nadeln sind meist vierkantig, steif und spitz. Zapfen: hängend und als ganzes abfallend.
Nadeln der Fichte (Foto: Alexandra Kehl)
2*
Laubbaum oder Strauch (Blätter laubartig, einfach oder gefiedert)   ► 3
3
Pflanze baum- oder strauchförmig, nicht rankend   ► 4
3*
Pflanze rankend. Blätter wechselständig, eiförmig oder herzförmig, 3 bis 5 lappig, unterseits behaart, bis 15 cm lang. Sprossranken sitzen den Blättern gegenüber. Blüten gelbgrün und in Rispen angeordnet, Früchte kugelig, saftig, dunkelviolett bis grünlich 
  Weinrebe – Vitis L.
4
Blätter gefiedert   ► 5
4*
Blätter einfach (ganzrandig oder gelappt, aber nie vollständig geteilt)   ► 7
5
Blätter gegenständig. Hoher Laubbaum, Blätter unpaarig gefiedert mit 9–15 schmalelliptischen Fiederblättchen, Knospen matt schwarz. Bei den Früchten handelt es sich um zungenförmig geflügelte Nussfrüchte. 
  Esche - Fraxinus L.
geflügelte Nussfrüchte der Esche (Foto: Siegfried Kehl)
geflügelte Nussfrüchte der Esche (Foto: Siegfried Kehl)
Schwarz gefärbte Knospenschuppen der Esche (Foto: Siegfried Kehl)
Schwarz gefärbte Knospenschuppen der Esche (Foto: Siegfried Kehl)
Fiederblätter der Esche (Foto: Siegfried Kehl)
5*
Blätter wechselständig   ► 6
6
Baumförmig mit Nussfrüchten, ohne Stacheln 
  Walnuß - Juglans L.
Hoher Laubbaum mit lockerer Krone. Blätter unpaarig gefiedert mit 5–9 elliptischen Fiederblättchen die beim Zerreiben aromatisch riechen, Früchte kugelige bis ovale Nussfrüchte mit grüner, faseriger Hülle.
Fiederblatt der Walnuss
6*
Strauchförmig, mit Stacheln 
  Rose - Rosa L.
Verschiedene Arten, alle strauchförmig, oft mit bogenförmig überhängenden Trieben. Blüten meist fünfzählig, Krone weiß bis rosafarben. Früchte: Sammelnussfrucht mit fleischigem, rotem Fruchtbecher (Hagebutte), der die eigentlichen Nussfrüchte beherbergt.
Fiederblätter und Sammelnussfrucht (Hagebutte) der Rose (Foto: Siegfried Kehl)
7 (4)
Blätter gegenständig   ► 8
7*
Blätter wechselständig   ► 10
8
Blätter handförmig gelappt 
  Ahorn - Acer L.
Hohe Laubbäume. Blätter handförmig gelappt, oft mit langem Blattstiel. Früchte: geflügelte Spaltfrüchte. Drei einheimische Arten.
Spaltfrucht des Berg-Ahorns
Spaltfrucht des Berg-Ahorns
Blätter und Spaltfrucht des Spitz-Ahorns (Acer platanoides) (Foto: Siegfried Kehl)
Blätter und Spaltfrucht des Spitz-Ahorns (Acer platanoides) (Foto: Siegfried Kehl)
Blätter des Feld-Ahorns (Acer campestre) (Foto: Siegfried Kehl)
Blätter des Feld-Ahorns (Acer campestre) (Foto: Siegfried Kehl)
Blatt des Berg-Ahorns (Foto: Siegfried Kehl)
8*
Blätter nicht gelappt   ► 9
9
Spreite länglich-lanzettlich bis eiförmig und zugespitzt 
  Pfaffenhütchen - Euonymus L.
Strauch oder kleiner Baum. Junge Zweige vierkantig, oft mit Korkleisten und zunächst grün bleibend. Blüten weiß, vierzählig. Fruchtkapsel hängend, vierlappig, rosa. Samen von orangefarbenem Samenmantel umhüllt.
Blätter und Früchte des Europäischen Pfaffenhütchens (Foto: Siegfried Kehl), Blätter zum Teil mit Blattrand-Galle
9*
Spreite rundlich bis eiförmig, kurz zugespitzt. 
  Kreuzdorn - Rhamnus L.
Strauch mit Dornen, Blüten gelbgrün, vierzählig, Früchte: kugelige, schwarzviolette Steinfrüchte
10 (7)
Blätter deutlich gelappt oder gebuchtet   ► 11
10*
Blätter ganzrandig, nicht gelappt oder gebuchtet, nur am Rand gezähnt, gesägt, gekerbt oder leicht gewellt   ► 12
11
Blätter fiederförmig gebuchtet, Wirtspflanze baumförmig, ohne Dornen 
  Eiche – Quercus L.
Früchte: Nussfrucht von Fruchtbecher (Cupula) teilweise umschlossen (Eichel)
Eichel und Laub der Stiel-Eiche (Foto: Siegfried Kehl)
Eichel und Laub der Stiel-Eiche (Foto: Siegfried Kehl)
Gelapptes Blatt der Stiel-Eiche
11*
Blätter unregelmäßig 3–5-lappig oder tief gebuchtet, Pflanze mit Sproßdornen 
  Weißdorn – Crataegus L.
Strauch oder kleiner Baum, Blütenhülle doppelt, fünfzählig, Krone weiß. Früchte: rot und glänzend, ca. 1 cm groß
Blätter und Früchte von Crataegus monogyna (Foto: Siegfried Kehl)
12 (10)
Blätter herzförmig, auf der Blattunterseite in den Aderwinkeln weißlich oder braun behaart 
  Linde – Tilia L.
Baumförmig, Blätter meist zweizeilig angeordnet, Spreite herzförmig, am Rand fein gesägt. Blüten: gelblich-weiß in hängenden Blütenständen, duftend. Früchte: kugelige Nussfrüchte mit trockenhäutigem Flugblatt
Blätter der Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) (Foto: Siegfried Kehl)
12*
Blätter von anderer Form   ► 13
13a
Blätter schmal elliptisch bis breit eiförmig, Blatt kahl oder dicht behaart, Blattrand leicht gesägt, baum-oder strauchförmig, Blüten in Kätzchen, Knospen scheinbar von nur einer Knospenschuppe umgeben 
  Weide – Salix L.
13b
Blätter dreieckig, eiförmig oder rhombisch, zum Teil gelappt, Blüten in Kätzchen 
  Pappel – Populus L.
13c
Blätter eiförmig, bei A. glutinosa Blattspitze abgerundet mit Einkerbung. Blüten in Kätzchen, diese zur Fruchtreife verholzend 
  Erle – Alnus L.
Früchte der Schwarz-Erle
13d
Blätter eiförmig, Blattrand wellig-buchtig, beiderseits grün, Hauptadern unterseits schwach behaart, junge Blätter am Rand lang weiß behaart, Frucht mit vierklappigem Fruchtbecher (Bucheckern) 
  Buche – Fagus L.
Skizze Keimling, Blätter, Blüten, Fruchtbecher, Samen der Rot-Buche
13e
Blätter eiförmig, Blattrand meist gesägt, am oberen Ende des Blattstiels oft zwei Nektardrüsen, Blüten weiß, fünfzählig, Steinfrüchte. 
  Kirsche, Schlehe, Pflaume – Prunus L.
Blätter und Früchte der Schlehe (Prunus spinosa) (Foto: Siegfried Kehl)
13f
Blätter rundlich bis breit eiförmig, rau, Blattrand gesägt, Basis der Blattspreite meist deutlich schief, Frucht geflügelte Nuss. 
  Ulmus – Ulmus L.
Blätter und Früchte der Berg-Ulme
13g
Blattspreite faltig, eiförmig elliptisch, doppelt gesägt, Nerven unterseits stark hervortretend. Blüten in Kätzchen. Früchte in lockeren hängenden Fruchtständen 
  Hainbuche – Carpinus L.
Früchte der Hainbuche
Früchte der Hainbuche
Rinde der Hainbuche (Foto: Siegfried Kehl)
Rinde der Hainbuche (Foto: Siegfried Kehl)
Zweig mit Blättern der Hainbuche
14 (1)
Ganze Pflanze mit Milchsaft   ► 15
14*
Pflanze ohne Milchsaft   ► 16
15
Gelbblühende Asteraceae mit lang-eiförmigen bis lanzettlichen, stark gezähnten Blättern in einer grundständigen Rosette 
  Löwenzahn – Taraxacum L.
“Pusteblume” (Fruchtstand) des Löwenzahns (Foto: Alexandra Kehl)
“Pusteblume” (Fruchtstand) des Löwenzahns (Foto: Alexandra Kehl)
Blattrosette des Löwenzahns (Foto: Alexandra Kehl)
15*
Gelbblühend, Pflanze bläulich bereift, ganzer Stängel dicht beblättert mit schmal-lanzettlichen wirtelständigen Blättern (ähnlich wie ein Tannenwedel) 
  Zypressen-Wolfsmilch – Euphorbia cyparissias L.
Zypressen-Wolfsmilch (Foto: Alexandra Kehl)
16 (14)
Blätter fiederförmig geteilt oder tief fiederspaltig   ► 17
16*
Blätter einfach, gelappt, gebuchtet oder gesägt   ► 19
17
Blätter dreizählig oder fünfzählig gefiedert   ► 18
17*
Blätter unpaarig gefiedert, oft kleinere Fiederblättchen zwischen den größeren, Blüten weiß, in endständiger Doldentraube angeordnet 
  Mädesüß – Filipendula L.
Feuchte Wiesen, Bachufer.
18
Blätter fünfzählig gefiedert, unterste Fiederblättchen sitzen direkt am Stängel, Blüten zygomorph, gelb 
  Hornklee – Lotus L.
Blüten von Lotus corniculatus (Foto: Alexandra Kehl)
Blüten von Lotus corniculatus (Foto: Alexandra Kehl)
Blüten und Blätter von Lotus corniculatus (Foto: Alexandra Kehl)
18*
Blätter dreizählig gefiedert, oft nur auf einer Seite fiederspaltig, auf der anderen ungeteilt. Blüten klein, weiß, fünfzählig, in Doppel-Dolde angeordnet 
  Giersch – Aegopodium L.
19 (16)
Blätter quirlständig 
  Labkraut – Galium L.
19*
Blätter gegenständig   ► 20
20
Blätter eiförmig, tief gesägt, gegenständig. Männliche und weibliche Blüten grün-weißlich, in Rispen angeordnet. Berühren der Pflanze führt zu brennendem Schmerz. Sehr häufig, bildet auf ausgedehnte Bestände 
  Brennnessel – Urtica L.
Brennnessel Urtica dioica (Foto: Alexandra Kehl)
Brennnessel Urtica dioica (Foto: Alexandra Kehl)
Brennnessel Urtica dioica (Foto: Alexandra Kehl)
20*
Blätter nierenförmig bis rundlich-herzförmig, Blattrand grob gekerbt, Blätter meist nicht breiter als 3 cm. Nicht-blühende Sprosse oft kriechend auf dem Boden. Blüten zygomorph, blau-violett 
  Gundermann – Glechoma L.


Quellen:

Aas, G. & Riedmiller, A. 1987: Bäume. Gräfe und Unzer Verlag, München, S. 255.
Buhr, H. 1965: Bestimmungstabellen der Gallen (Zoo- und Phytocecidien) an Pflanzen Mittel- und Nordeuropas. VEB Gustav Fischer Verlag, Jena (2 Bände, 1572 Seiten und 25 Tafeln, mit zahlreichen Abbildungen).
Fitschen, J. 1994: Gehölzflora. Quelle und Meyer Verlag, Heidelberg, Wiesbaden.
Hecker, U. 1998: Bäume und Sträucher. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, S. 479.
Hörandl, E., Florineth, F. & Hadacek, F. 2002: Weiden in Österreich und angrenzenden Gebieten. Eigenverlag des Arbeitsbereichs Ingenieurbiologie und Landschaftsbau, Institut für Landschaftsplanung und Ingenieurbiologie, Universität für Bodenkultur, Wien, ISBN 3-9501700-0-6, S. 164.
Kopelke, J. 1999: Gallenerzeugende Blattwespen Europas. Taxonomische Grundlagen, Biologie und Ökologie (Tenthredinidae: Nematinae: Euura, Phyllocolpa, Pontania). In: Courier Forschungsinstitut Senckenberg. Bd. 212, S. 182.
Redfern, M. & Shirley, P. 2002: British Plant Galls. Identification of galls on plants and fungi. In: Field Studies Council Publication. S. 324.
Ross, H. 1911: Die Pflanzengallen (Cecidien) Mittel- und Nordeuropas: ihre Erreger und Biologie und Bestimmungstabellen. Gustav Fischer Verlag, Jena, S. 350.
Ross, H. 1932: Praktikum der Gallenkunde (Cecidologie). Entstehung, Entwicklung, Bau der durch Tiere und Pflanzen hervorgerufenen Gallbildungen sowie Ökologie der Gallenerreger. Springer Verlag, Berlin, S. 312.

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Quelle: Offene Naturführer, Das Wiki zu Bestimmungsfragen: Häufige Pflanzengallen in Deutschland (Alexandra Kehl) (Zuletzt geändert:
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1 April 2014 20:53:49). Abgerufen am 18. Dezember 2024, 06:53 von https://offene-naturfuehrer.de/web/Häufige_Pflanzengallen_in_Deutschland_(Alexandra_Kehl)