Chenopodiaceae – Bestimmungsschlüssel der in Deutschland wachsenden Gänsefußgewächse (Rolf Wißkirchen): Unterschied zwischen den Versionen
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− | Die Chenopodiaceen (Gänsefußgewächse) sind eine große, weltweit verbreitete Pflanzenfamilie innerhalb der ''Caryophyllales'' (Nelkengewächs-Verwandte). Sie umfassen ca. 1500 Arten in 100 Gattungen. Ihren Schwerpunkt haben sie in trockenen Regionen, insbesondere in Halbwüsten auf Alkali- und Salzböden. Vorwiegend sind die Chenopodiaceen Kräuter, seltener Sträucher (Lianen, kleine Bäume). Die Blätter sind meist wechselständig, teilweise aber auch (insbes. im unteren | + | Die Chenopodiaceen (Gänsefußgewächse) sind eine große, weltweit verbreitete Pflanzenfamilie innerhalb der ''Caryophyllales'' (Nelkengewächs-Verwandte). Sie umfassen ca. 1500 Arten in 100 Gattungen. Ihren Schwerpunkt haben sie in trockenen Regionen, insbesondere in Halbwüsten auf Alkali- und Salzböden. Vorwiegend sind die Chenopodiaceen Kräuter, seltener Sträucher (Lianen, kleine Bäume). Die Blätter sind meist wechselständig, teilweise aber auch (insbes. im unteren Teil) gegenständig. Sie sind stets ungeteilt, höchstens gezähnt bis tief gelappt. Die radiären Blüten sind klein und meist unscheinbar. Sie bestehen aus einer 5-zähligen, in der Regel freiblättrigen Blütenhülle, 5 den Hüllblättern gegenüberliegenden Staubgefäßen und einem 1-fächrigen, meist oberständigen Fruchtknoten mit 1 basalen Samenanlage und 2(-5) Griffeln. Nicht selten sind die Blütenorgane reduziert, so insbesondere die Blütenhülle, deren Schutzfunktion vergrößerte Vorblätter übernehmen können. Frucht ist in aller Regel eine linsenförmige bis rundliche Nuss (selten eine Deckelkapsel), welche unterschiedliche Anhängsel zur Optimierung der Verbreitung ausbilden kannt. Oft bilden die einfache oder spezifisch umgestaltete Blütenhülle bzw. vergrößerte Vorblätter und die eingeschlossene Nussfrucht zusammen eine Verbreitungseinheit. Mit Zuckerrübe und Futterrübe ({{Wissenschaftlicher Name|''Beta vulgaris''}}), Spinat ({{Wissenschaftlicher Name|''Spinacia oleracea''}}) und Reismelde ({{Wissenschaftlicher Name|''Chenopodium quinoa''}}) liefern die Gänsefußgewächse wichtige Nahrungspflanzen. |
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− | | 1 | Stängel sukkulent, deutlich gegliedert, Blätter fehlend (bzw. | + | | 1 | Stängel sukkulent, deutlich gegliedert, Blätter fehlend (bzw. zu Schuppen reduziert), Blütenhülle gänzlich verwachsen, nur mit einer kleinen zentralen Öffnung |
| common names = Queller | | common names = Queller | ||
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{{Lead | 1* | {{Lead | 1* | ||
− | | Stängel nicht sukkulent, nicht gegliedert, Blätter stets vorhanden, Blütenhülle nicht oder nur | + | | Stängel nicht sukkulent, nicht gegliedert, Blätter stets vorhanden, Blütenhülle nicht oder nur wenig verwachsen |
| 2 | | 2 | ||
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{{Lead | 2 | {{Lead | 2 | ||
− | | Blätter gestielt, | + | | Blätter gestielt, fläch, meist mehr als 5 mm breit, Blüten in 2-vielblütigen Knäueln, diese meist in ährenförmigen bis rispigen Blütenständen |
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{{Lead | 4 | {{Lead | 4 | ||
− | | Blütenhüllblätter im unteren Teil mit dem Fruchtknoten verwachsen, zur Fruchtzeit anschwellend und verholzend, Blütenknäuel meist | + | | Blütenhüllblätter im unteren Teil mit dem Fruchtknoten verwachsen, zur Fruchtzeit anschwellend und verholzend, Blütenknäuel meist 2-3-blütig |
| common names = Rübe | | common names = Rübe | ||
| scientific name = ''Beta'' | | scientific name = ''Beta'' | ||
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{{Lead | 5 | {{Lead | 5 | ||
− | | einjährige oder ausdauernde Rosettenpflanzen, oft mehrstängelig, die größten Blätter am Grunde der Pflanze, Blüten | + | | einjährige oder ausdauernde Rosettenpflanzen, oft mehrstängelig, die größten Blätter am Grunde der Pflanze, Blüten fleischig werdend (wenn nicht, dann Narben 1-1,5 mm lang) |
| common names = Spinatgänsefuß | | common names = Spinatgänsefuß | ||
| scientific name = ''Blitum'' | | scientific name = ''Blitum'' | ||
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{{Lead | 5* | {{Lead | 5* | ||
− | | einjährige Schaftpflanzen, stets einstängelig, die größten Blätter in der (unteren) Mitte der Pflanze, Blütenblätter nie | + | | einjährige Schaftpflanzen, stets einstängelig, die größten Blätter in der (unteren) Mitte der Pflanze, Blütenblätter nie fleischig werdend, Narben höchstens 0,5 mm lang |
| 6 | | 6 | ||
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− | | Pflanze | + | | Pflanze durch weißliche Blasenhaare wie bemehlt erscheinend, oder (fast) kahl, geruchlos oder (selten) übelriechend, Blätter ganzrandig bis gezähnt, teilweise zusätzlich am Grunde mit 1-2 Paar Seitenlappen oder –zähnen |
| common names = Gänsefuß | | common names = Gänsefuß | ||
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{{Lead | 7 | {{Lead | 7 | ||
− | | Schaftpflanzen, einhäusig, meist ± stark bemehlt, Griffel 2, Blätter meist gegenständig | + | | Schaftpflanzen, einhäusig, meist ± stark bemehlt, Griffel 2, Blätter meist gegenständig (zumindest im unteren Teil) |
| common names = Melde | | common names = Melde | ||
| scientific name = ''Atriplex'' | | scientific name = ''Atriplex'' | ||
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{{Lead | 7* | {{Lead | 7* | ||
− | | Rosettenpflanzen, zweihäusig, kahl, Griffel 4-5, Blätter | + | | Rosettenpflanzen, zweihäusig, kahl, Griffel 4-5, Blätter wechselständig |
| common names = Spinat | | common names = Spinat | ||
| scientific name = ''Spinacia'' | | scientific name = ''Spinacia'' | ||
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{{Lead | 10 | {{Lead | 10 | ||
− | | Pflanze sparrig verzweigt, Vorblätter derb, stechend, grünlich, Blütenblätter bei der Reife mit | + | | Pflanze sparrig verzweigt, Vorblätter derb, stechend, grünlich, Blütenblätter bei der Reife mit einem waagerecht nach außen abstehenden Flügel, Blüten zu 1-3 |
| common names = Salzkraut | | common names = Salzkraut | ||
| scientific name = ''Salsola'' | | scientific name = ''Salsola'' | ||
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}} | }} | ||
{{Lead | 10* | {{Lead | 10* | ||
− | | Pflanze nicht sparrig verzweigt, Vorblätter weich, spitz, aber nicht stechend, farblos oder weißlich, Blätter den Stängeln angewinkelt, am Ende oft büschelig, Blüten einzeln | + | | Pflanze nicht sparrig verzweigt, Vorblätter weich, spitz, aber nicht stechend, farblos oder weißlich, Blätter den Stängeln angewinkelt, am Ende oft büschelig, Blüten einzeln |
| common names = Knorpelkraut | | common names = Knorpelkraut | ||
| scientific name = ''Polycnemum'' | | scientific name = ''Polycnemum'' | ||
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}} | }} | ||
{{Lead | 11 | {{Lead | 11 | ||
− | | Pflanze kahl, | + | | Pflanze kahl, oft bläulichgrün, Blätter mehr oder weniger sukkulent, Blütenblätter ohne Anhängsel oder Höcker |
| common names = Salzmelde | | common names = Salzmelde | ||
| scientific name = ''Suaeda'' | | scientific name = ''Suaeda'' | ||
Zeile 161: | Zeile 160: | ||
{{Lead | 12 | {{Lead | 12 | ||
| Fruchtstände korkenzieherartig gedreht | | Fruchtstände korkenzieherartig gedreht | ||
− | | common names = | + | | common names = Drehmelde |
| scientific name = ''Spirobassia'' | | scientific name = ''Spirobassia'' | ||
| result = Die Gattung Spirobassia (Rolf Wißkirchen) | | result = Die Gattung Spirobassia (Rolf Wißkirchen) |
Aktuelle Version vom 13. November 2016, 22:16 Uhr
Hinweis: | Dieser Schlüssel ist mit dem Autornamen gekennzeichnet und die Mitarbeit ist auf Rolf Wißkirchen beschränkt. Auf der Diskussionsseite sind Kritik und Verbesserungsvorschläge willkommen! Diese Arbeit ist eine Originalarbeit, die erstmalig hier publiziert ist. |
Zitiervorschlag: | Wißkirchen, Rolf 2014. Chenopodiaceae – Bestimmungsschlüssel der in Deutschland wachsenden Gänsefußgewächse. http://offene-naturfuehrer.de/web/Chenopodiaceae_–_Bestimmungsschlüssel_der_in_Deutschland_wachsenden_Gänsefußgewächse_(Rolf_Wißkirchen) |
Schnellzugriff auf Bestimmungsschlüssel und Bilder: Chenopodiaceen-Gattungen Atriplex Bassia Beta Blitum Chenopodium Corispermum Dysphania Polycnemum Salicornia Salsola Suaeda Spinacia Spirobassia Gesamt-Artenliste Gesamt-Namensliste |
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine Charakteristik der Chenopodiaceen
Die Chenopodiaceen (Gänsefußgewächse) sind eine große, weltweit verbreitete Pflanzenfamilie innerhalb der Caryophyllales (Nelkengewächs-Verwandte). Sie umfassen ca. 1500 Arten in 100 Gattungen. Ihren Schwerpunkt haben sie in trockenen Regionen, insbesondere in Halbwüsten auf Alkali- und Salzböden. Vorwiegend sind die Chenopodiaceen Kräuter, seltener Sträucher (Lianen, kleine Bäume). Die Blätter sind meist wechselständig, teilweise aber auch (insbes. im unteren Teil) gegenständig. Sie sind stets ungeteilt, höchstens gezähnt bis tief gelappt. Die radiären Blüten sind klein und meist unscheinbar. Sie bestehen aus einer 5-zähligen, in der Regel freiblättrigen Blütenhülle, 5 den Hüllblättern gegenüberliegenden Staubgefäßen und einem 1-fächrigen, meist oberständigen Fruchtknoten mit 1 basalen Samenanlage und 2(-5) Griffeln. Nicht selten sind die Blütenorgane reduziert, so insbesondere die Blütenhülle, deren Schutzfunktion vergrößerte Vorblätter übernehmen können. Frucht ist in aller Regel eine linsenförmige bis rundliche Nuss (selten eine Deckelkapsel), welche unterschiedliche Anhängsel zur Optimierung der Verbreitung ausbilden kannt. Oft bilden die einfache oder spezifisch umgestaltete Blütenhülle bzw. vergrößerte Vorblätter und die eingeschlossene Nussfrucht zusammen eine Verbreitungseinheit. Mit Zuckerrübe und Futterrübe (Beta vulgaris), Spinat (Spinacia oleracea) und Reismelde (Chenopodium quinoa) liefern die Gänsefußgewächse wichtige Nahrungspflanzen.
Bestimmungsschlüssel
1 |
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Literatur
Danksagung
Für organisatorische und programmtechnische Hilfen beim Aufbau der Chenopodiaceen-Präsentation sei den Herren Dr. Gregor Hagedorn und Andreas Plank (Berlin) ganz herzlich gedankt. Mit vielen Photos wurde das Projekt von Günther Blaich (Mannheim) und Dr. Ulf Schmitz (Düsseldorf) großzügig unterstützt. Dank gebührt auch Herrn Rainer Otto (Gundelsheim), Franz-Josef Weicherding (St. Ingbert), Dr. Peter Gutte (Leipzig), Dr. Eckhard Garve (Braunschweig), Uwe Raabe (Marl) und Prof. Helmut Freitag (Kassel), die sich an der Diskussion und Korrektur von Texten beteiligten und/oder Photos und Herbarbelege zur Verfügung stellten. Herbarmaterial zum Einscannen stellten weiterhin Ingmar Gorissen (Siegburg) und Dr. Walter Lang (Erpolzheim) zur Verfügung. Wichtige Fundorthinweise kamen von Ingmar Gorissen, Peter Tautz (Bonn), F.-J. Weicherding und Dr. Dieter Korneck (Wachtberg). Dank gebührt außerdem den Botanischen Gärten in Bonn, die mir das Photographieren von einer Reihe von Arten ermöglichten, sowie dem Naturhistorischen Verein der Rheinlande und Westfalens, dessen Scanner zum Einscannen von vielen Herbarbelegen genutzt werden konnte. Die Herbarien HBG, MSTR, NHV, LZ und POLL haben das Projekt mit Herbarbelegen großzügig unterstützt.